KNA-NEWSLETTER-NORDOST 047-24

Bischof Feige würdigt Vorgänger Leo Nowak zum 95. Geburtstag

Magdeburg (KNA) Der katholische Altbischof Leo Nowak hat am Sonntag seinen 95. Geburtstag gefeiert. Beim Festgottesdienst in der Magdeburger Kathedrale am Abend würdige sein Nachfolger, Bischof Gerhard Feige, den Jubilar als Weltbürger, der bis heute immer wieder neue Aufbrüche wage. Er gelte seit jeher als ein Mann des Ausgleichs und des Dialogs, als ein beherzter Seelsorger „und nicht als kleinlicher Systemwächter oder bissiger Agitator“. Nowak stand von 1990 bis 2004 an der Spitze des Magdeburger Kirchengebietes, das 1994 zum Bistum erhoben wurde.

„Auch du musstest durch manche Enttäuschung hindurch oder mit ihr leben lernen, hast dich dadurch aber nicht niederdrücken, sondern eher herausfordern lassen, intensiver über die Welt und das Leben nachzudenken“, so Feige. „Wer nicht irgendwann einmal existenziell betroffen ist, kann wohl kaum wirklich glauben. Christlicher Glaube ist keine Weltanschauung, die ich mir anlese und dann vertrete, sondern etwas, was mich zutiefst ergreift und bewegt. Dazu gehört auch, Verunsicherungen und Enttäuschungen nicht auszuschließen.“

Am Ende des Gottesdienstes sagte Nowak: „Je älter ich werde, desto rätselhafter wird das Leben.“ Wichtig sei, aus der Geschichte zu lernen. „Wir werden in und mit einer Welt leben müssen, die unvollkommen ist und wohl auch bleibt. Das heißt aber nicht die Hände in den Schoß legen, denn vieles können wir ändern und besser machen.“ Weiter führte er mit Blick auf den Auftrag der Christen in der Welt aus: „Wir haben eine Botschaft, die auch dann bleibt, wenn unsere eigenen Möglichkeiten ausgeschöpft sind. Dieser Glaube ist wie Balsam und Hoffnung für unsere schrecklich schöne Welt. Und wenn Sie mich fragen – ich habe in meinen 95 Jahren keine bessere Nachricht gefunden.“

Nowak wurde am 17. März 1929 in Magdeburg geboren und dort 1956 zum Priester geweiht. Papst Johannes Paul II. ernannte ihn 1990 zum Bischof und Apostolischen Administrator in Magdeburg. Die Bischofsweihe fand am 24. März 1990 statt. Mit der Errichtung des Bistums Magdeburg 1994 im Zuge der deutschen Wiedervereinigung wurde Nowak zum ersten Bischof des Bistums ernannt. Von 1991 bis 1996 leitete er zudem die Jugendkommission der Deutschen Bischofskonferenz. Seit 2004 ist Nowak im Ruhestand.

Altbischof Nowak wünscht sich schnellere Reformen in der Kirche

Bonn (KNA) Nach Ansicht des Magdeburger Altbischofs Leo Nowak (95) steht außer Frage, dass es Reformen in der katholischen Kirche braucht. „Und ich würde mir manchmal wünschen, dass es damit schneller voranginge“, sagte Nowak, der am Sonntag seinen 95. Geburtstag feierte, im Interview dem Portal katholisch.de in Bonn.

Seiner Meinung nach sei es wichtig, die Zeichen der Zeit wahrzunehmen und mit ihnen umzugehen. „Wir leben heute nicht mehr im Mittelalter, sondern im 21. Jahrhundert, das andere Antworten erfordert als frühere Zeiten. Deshalb sollte man genau schauen, welche Regeln und Traditionen der Kirche es wert sind, bewahrt zu werden und welche nicht“, so der ehemalige Bischof von Magdeburg.

Als Beispiel nannte er die Frage des Amtes in der Kirche. „Wir sind es in der katholischen Kirche gewohnt, Ämter und Aufgaben vor allem geweihten Amtsträgern zu übertragen. Die große Mehrheit der Katholiken sind dagegen nur passive Konsumenten. Das wird angesichts des zunehmenden Priestermangels auf Dauer aber nicht mehr funktionieren“, sagte Nowak. Die Aufgaben in der Kirche müssten deshalb auf viel mehr Schultern verteilt und die Laien stärker eingebunden werden.

Zum Thema einer Änderungen der Verpflichtung zum Zölibat erklärte der Jubilar: „Nach neutestamentlichem Befund ist die Ehelosigkeit ein Rat. Diesen Ratschlag dürfen wir nicht ausschlagen.“ Es seien vornehmlich dabei die Ordensgemeinschaften gefragt. „Für die Berufung zum priesterlichen Dienst sollten nicht zuerst die Frage nach dem Geschlecht oder der Ehe stehen. Die Freude am Evangelium, die Liebe zu Gott, zum Nächsten und sich selbst sind die Bedingungen, die nicht hoch genug eingeschätzt werden können“, unterstrich Nowak.

Katholische Publizisten bestätigen Vorsitzenden Joachim Frank

Augsburg (KNA) Der Kölner Journalist Joachim Frank (58) ist für eine vierte Amtszeit zum Vorsitzenden der Gesellschaft Katholischer Publizistinnen und Publizisten (GKP) gewählt worden. Auf der Mitgliederversammlung in Augsburg wurde der Chefkorrespondent des „Kölner Stadt-Anzeigers“ am Samstag im Amt bestätigt.

Als stellvertretende Vorsitzende wurde Carolin Kronenburg (Caritas Münster) im Amt bestätigt. Zum zweiten Stellvertreter wurde Felix Neumann (katholisch.de) gewählt, der Nicole Stroth ablöst, die aber weiterhin als Beisitzerin im Vorstand tätig ist.

In ihren Vorstandsämtern bestätigt wurden Claudia Auffenberg, Christian Klenk sowie als Geistlicher Beirat der Jesuitenpater Christof Wolf. Neu hinzu gewählt wurden Karin Wollschläger und Marc Lenzke.

Die GKP wurde 1948 gegründet als eine Art Schulterschluss der verbleibenden katholischen Publizisten nach NS-Zeit und Zweitem Weltkrieg. Auf christlicher Grundlage will sie zur Meinungsbildung in der Öffentlichkeit beitragen. Der Verband versteht sich als Netzwerk christlicher Menschen, die in allen Bereichen weltlicher und kirchlicher Medien arbeiten. Als Laienorganisation in der Kirche will die GKP Interessen ihrer Mitglieder in der kirchlichen und gesellschaftlichen Öffentlichkeit vertreten und Stellung beziehen zu publizistischen und medienpolitischen Fragen.

FDP will Kita-Lage in Deutschland verbessern

Berlin (KNA) Die stellvertretende Vorsitzende der FDP im Bundestag, Gyde Jensen, fordert mehr Anstrengungen für die Verbesserung der Kita-Lage in Deutschland. Die Absage des Kita-Investitionsprogramms habe nachvollziehbare Argumente, „sie verkennt jedoch die katastrophale Gesamtsituation und ist daher falsch“, sagte Jensen dem „Tagesspiegel“ (Samstag). Es sei ein konstruktiver Austausch von Bundesregierung, Bundestag und Ländern nötig, um das Programm auch in der derzeitigen konjunkturellen Lage möglich zu machen.

Jensen erwarte von Familienministerin Lisa Paus (Grüne) ein gesteigertes Interesse hierbei. „Dies gilt grundsätzlich für alle Gesetzvorhaben im frühkindlichen Bildungsbereich“, betonte sie. Der Kita-Ausbau stocke in fast allen Ländern. Der Bund könne wesentliche Hilfe zur Verbesserung der Betreuungssituation leisten. „Jegliche Investitionen in die Kita-Infrastruktur kommen am Ende unserem Wirtschaftsstandort zugute, weil sie den Familien die Möglichkeit geben, Beruf und Familie zu vereinbaren. Auch im Sinne einer funktionierenden Fachkräfteeinwanderung werden weitere Kita-Plätze benötigt.“

Vor wenigen Tagen war bekannt geworden, dass kein neues Investitionsprogramm für den Kita-Ausbau aufgelegt werden soll. Im Koalitionsvertrag hatte sich die Ampel aber auf ein solches Programm verständigt.

„Der Tod ist nicht das Ende“

Wie der Küster eines Krematoriums auf den Tod blickt

Von Clara Engelien (KNA)

Berlin (KNA) Für Sven Frohn-Langnick ist das Sterben alltäglich. Sein ganzes Leben schon arbeitet der hochgewachsene 60-Jährige an einem Ort, an dem er es mit Trauernden zu tun hat. Einem Ort, an dem täglich Särge ankommen und Leichname eingeäschert werden. An dem Menschen verabschiedet werden und ihrer gedacht wird. Schon als 16-Jähriger begann er an diesem Ort seine Lehre als Friedhofsgärtner. Daher kennt er das Krematorium Berlin-Baumschulenweg wie seine Westentasche: Als Küster betreut er heute das Krematorium, die Hinterbliebenen und begleitet die Einäscherung Verstorbener.

Der Neubau liegt fernab des Hauptstadttrubels im Berliner Osten, idyllisch mit Wald, Kanal und Spree in Laufnähe. Über eine lange Kiesallee erreichen Besucherinnen und Besucher den außen eher unscheinbaren Bau. Innen hingegen eröffnet sich die imposante, elf Meter hohe Vorhalle aus Beton mit ihren 29 schlanken Säulen. Von oben fällt gedämpft das Licht hinein. Ein sakraler Ort, wenngleich er „völlig religionsfrei“ sei, wie Frohn-Langnick betont. Düsternis, wie sie manch einer, auch historisch bedingt, mit einem Krematorium assoziieren mag? Fehlanzeige.

Die Feuerbestattung hat hier eine lange Tradition: Es ist bereits das dritte Krematorium, das seit 1913 an dieser Stelle steht, umgeben von einem Friedhof mit Urnengräbern. Das Gebäude der vom Senat betriebenen Einrichtung wurde 1999 eingeweiht. Die international renommierten Architekten vom Büro Schultes Frank, die beispielsweise auch das Bundeskanzleramt entworfen haben, ließen sich dafür von altägyptischen Tempeln inspirieren.

Während vor einigen Jahrzehnten die Feuerbestattung zumindest in Westdeutschland kaum eine Rolle spielte, entscheidet sich heute eine Mehrheit in West und Ost dafür, den Körper des Verstorbenen einäschern zu lassen. Dem Bundesverband Deutscher Bestatter (BDB) zufolge wählen die Hinterbliebenen – oder der Verstorbene zu Lebzeiten – in nicht einmal mehr einem von drei Fällen die klassische Erdbestattung. In drei Kremationsöfen finden im Krematorium Baumschulenweg rund 10.000 Einäscherungen pro Jahr statt.

Er habe von der Pike an alles durchlaufen, was man überhaupt in diesem Feld machen könne, berichtet Frohn-Langnick. Von der Gärtnerei auf dem Friedhof über die Exhumierung – die Ausgrabung und Umbettung von Leichen – bis hin zum Sargträger. Seine jetzige Rolle als Küster ist ihm die liebste.

Ein Küster ist eigentlich jemand, der in der Kirche Gottesdienste vorbereitet. Auch ohne konfessionelle Gebundenheit des Ortes ist die Rollenbeschreibung für Frohn-Langnick doch in gewisser Weise treffend: Seine wichtigste Aufgabe besteht heute darin, Trauerfeiern vorzubereiten, die Hinterbliebene hier in den drei unterschiedlich großen Trauersälen abhalten können. Er bestellt Blumen, spielt mitgebrachte Musik ein oder wählt selbst welche aus. Und auch das ist seine Aufgabe: Die Menschen zu begleiten, rund um den emotionalen Moment, in dem sie sich von einer geliebten Person verabschieden müssen.

Oft erzählten sie ihm ihre Geschichten. Einige kämen sehr hektisch an, sagt er. „Wenn der Tod eintritt, werden ja viele etwas kopflos.“ Er sieht sich als Anker, der die Angehörigen etwas erden kann: „Viel viel zuhören, was die Leute erzählen, ihnen ein bisschen Trost spenden.“ Manche seien freundlich, drückten ihn hinterher. Ein einsamer Witwer habe ihn nach dem Tod seiner Frau immer wieder besucht, bis er ihm eines Tages freudestrahlend verkündet habe, im Supermarkt eine neue Freundin gefunden zu haben. Auch kritische Situationen kämen vor, wenn etwa bei einer Trauerfeier Menschen aufspringen und die Zeremonie stören, weil ein alter Konflikt aufbricht.

Gibt es ein Leben nach dem Tod? Danach fragten ihn viele Menschen. Für ihn ist klar: Ein Leben, wie wir uns das vorstellten, sei es nicht: „Aber der Tod ist nicht das Ende.“ Was danach komme, sei „reine Energie“. Da ist er sich sicher, denn als Vierjähriger habe er infolge einer Krankheit eine Nahtoderfahrung gemacht und sei selbst schon einmal „auf der anderen Seite“ gewesen. Dadurch fürchte er sich nicht vorm Sterben und nehme das Leben lockerer, meint er.

Wie viele Familien er schon betreut hat? Da muss Frohn-Langnick lang überlegen. „Ick mach das ja schon mein janzes Leben“, sagt er. Tausend seien es sicherlich.

Darüber hinaus ist er aber auch Hauswart und zuständig für das Organisieren sämtlicher Abläufe und Veranstaltungen, die hier stattfinden. Wenn in der Kremationstechnik Personal fehlt, packt er auch schon mal dort mit an. Niemand arbeitet hier so lang wie er, und der 60-Jährige kennt jede Ecke des dreigeschossigen Gebäudes.

Während die Räumlichkeiten in ihrer Dimension und Extravaganz von den Hinterbliebenen teils nicht gut angenommen würden, einigen zu groß und zu kahl seien, genießt Frohn-Langnick den Ort. Fast liebevoll beschreibt er das Spiel von Licht und Schatten, dass sich mit Jahres- und Uhrzeiten stetig verändere. Er liebt die Weite, liebt es, hier zwischen Trauerfeiern, Führungen, Filmdrehs oder Fotoshootings auch mal allein zu sein. Manchmal nutze er dann die Akustik der Halle und singe Lieder.

Hinter einer unscheinbaren Tür führt eine Treppe ins Untergeschoss. Dort befindet sich unterirdisch ein Carport, an den Bestatter die Särge mit den Leichnamen liefern. Der Weg eines Sarges von der Ankunft bis zum Ofen läuft weitgehend automatisiert ab. Von einem magnetisch geleiteten Transportfahrzeug wird er in ein heruntergekühltes Sarglager befördert. Auf drei Ebenen lagern dort die Särge zur letzten Inspektion.

Die hölzernen Särge werden schließlich zu einem Raum mit Brennöfen befördert. Dort ist es viel wärmer und riecht nach verbranntem Holz. Es ist ein technischer Akt ohne religiöse Rituale, den Angehörige, wenn sie wollen, mitverfolgen dürfen, um Abschied zu nehmen. Gerade fährt langsam ein Sarg in den Ofen ein, wo er bei nahezu 1.000 Grad Celsius in drei bis vier Stunden verbrannt wird.

Ein Kremationstechniker bedient und beaufsichtigt die Verbrennung. Auch Frohn-Langnick kennt sich aus mit den technischen Details, obwohl er nicht dafür ausgebildet ist. Ob er bei einer Verbrennung daran denkt, dass es sich hier um einen Menschen mit einer Geschichte handelt? „Nee, da würde man ja kaputt gehen“, sagt er. Sich abzugrenzen sei wichtig.

Was von einem menschlichen Körper letztlich übrig bleibt, passt in eine kleine Kiste. Es sind poröse Knochen, die nochmals von einer Maschine gemahlen werden. Metallene Schrauben, die Menschen nach Operationen im Körper haben, verbrennen nicht mit. Die Asche wird in schlichte, anthrazitfarbene Urnen gefüllt. Von hier aus geht es in den Urnenversand – bis nach Amerika, China, Thailand, wo Totenasche auch über dem Meer oder frei in der Natur verstreut werden darf.

Dass er Tag ein, Tag aus mit dem Tod konfrontiert ist, tut dem Seelenheil des Küsters keinen Abbruch. Im Gegenteil: Er scheint in sich zu ruhen. Dass er eines Tages seine eigenen Eltern hier einäschern würde, hätte er früher nicht gedacht. Inzwischen liegen sie und sein Bruder, seine Cousins, sein Onkel und seine Tante nur wenige Meter neben dem Eingang des Krematoriums auf dem Friedhof begraben. Manchmal besucht er sie in der Mittagspause.