Klinikleiter: Junge Leute bei Rückkehr in den Alltag begleiten

Ein Klinikaufenthalt allein löst oft nicht die seelischen Probleme junger Menschen. Bender, Leiter der Kinder- und Jugendpsychiatrie der Uniklinik Köln, stellt ein neues Konzept zur Versorgung vor.

Hoffnung auf eine bessere Zukunft? Denn ein Klinikaufenthalt allein löst oft nicht die seelischen Probleme junger Menschen
Hoffnung auf eine bessere Zukunft? Denn ein Klinikaufenthalt allein löst oft nicht die seelischen Probleme junger MenschenImago / YAY Images

Nach einem Klinikaufenthalt fällt es psychisch erkrankten Kindern und Jugendlichen oft schwer, wieder in den Alltag zurückzukehren: Das beobachtet der Leiter der Kinder- und Jugendpsychiatrie der Uniklinik Köln, Stephan Bender. Viele kämen “recht schnell wieder in die Klinik zurück”, sagte er der Süddeutschen Zeitung. Wichtig wäre eine umfassende Nachsorge, bei der Betroffene auch zu Hause besucht werden.

Ein entsprechendes Projekt, das Bender entwickelt hat, soll demnächst an zwölf Kliniken getestet werden. “In der Klinik werden wir nie erleben, wie die Kinder den Alltag mit ihren Familien leben; wie es ist, wenn das Kind morgens aufsteht, Angst, Bauch- und Kopfschmerzen hat und sich mit Händen und Füßen dagegen wehrt, in die Schule zu gehen”, erklärte er. Auch bei Essstörungen könne es aufschlussreich sein, bei den “Dynamiken der Familie am Tisch” direkt dabei zu sein.

Den Übergang gemeinsam meistern

Psychische Erkrankungen sind bei Kindern und Jugendlichen die häufigste Ursache für einen Klinikaufenthalt; etwa 80.000 junge Menschen werden pro Jahr deswegen stationär behandelt. Die hohe Belastung hänge teils noch mit den Auswirkungen der Corona-Pandemie zusammen, sagte Bender. “Hinzu kommen die Klimakrise, der Ukrainekrieg und die Inflation. Gleichzeitig sinken vielerorts die Ressourcen, es gibt weniger Personal für Kinder und Jugendliche, und pädagogische und präventive Maßnahmen werden gekürzt.”

An den Kliniken seien Betroffene in feste Strukturen eingebunden, erklärte der Psychiater. Für die meisten sei es “ein großer Schritt”, danach wieder den Alltag mit nur einer wöchentlichen Therapiesitzung zu meistern. “Sie benötigen eine Menge Durchhaltevermögen, um all das, was sie mühsam in der Klinik erarbeitet haben, aufrechtzuerhalten – und eben nicht wieder in alte Muster und Dynamiken zurückzufallen.”

Hilfreich: Videotermine und Gruppentherapie

Um der Übergang zu erleichtern, könnten auch Videotermine und Gruppentherapie in der Klinik hilfreich sein. “Meine Idee ist es, die Betreuung flexibel dem tatsächlichen Bedarf anzupassen und dann allmählich zu reduzieren, bis sie nicht mehr notwendig ist.”