Kirchliche Hochschule Wuppertal soll Bildungscampus werden

Die vor knapp 90 Jahren gegründete Kirchliche Hochschule in Wuppertal soll sich in Zeiten knapper Förderung drastisch wandeln. “Bildungscampus” heißt das neue Zauberwort.

Die Kirchliche Hochschule Wuppertal soll zu einem "Bildungscampus" werden
Die Kirchliche Hochschule Wuppertal soll zu einem "Bildungscampus" werdenKirchliche Hochschule Wuppertal

Die Kirchliche Hochschule Wuppertal (KiHo) soll grundlegend reformiert und zu einem theologischen Bildungscampus umgebaut werden. Eine Sondersynode der Evangelischen Kirche im Rheinland hat einen Prüfauftrag erteilt, ein Konzept soll der nächsten Synode im Februar 2025 vorgelegt werden. Die Landeskirche habe diese Entscheidung wegen großen Spardrucks getroffen, es sei aber zugleich eine „theologische Qualitätsoffensive“, sagte Präses Thorsten Latzel in Düsseldorf. „Wir kürzen nicht einfach, sondern wollen etwas Neues entwickeln.“

Beim Campus-Modell gehe es um die Vernetzung von Theologie und kirchlicher Praxis sowie verschiedene Zielgruppen wie beruflich und ehrenamtlich Mitarbeitende oder theologisch Interessierte, betonte der leitende Theologe. Die rheinische Kirche finanziert die KiHo derzeit mit knapp 2,8 Millionen Euro pro Jahr, 2031 wird Schätzungen zufolge höchstens noch die Hälfte davon bereitgestellt werden können. Für kommendes Jahr erwartet die rheinische Kirche ein Haushaltsdefizit von neun Millionen Euro, bis 2030 könnten es 28 bis 44 Millionen Euro sein.

Kirchliche Hochschule Wuppertal: Kooperationen angestrebt

„Gute protestantische Theologie“ gebe es auch gesichert an staatlichen Universitäten, sagte Latzel. Dies müsse durch die KiHo nicht gedoppelt werden, stattdessen gelte es zu fragen: „Was ist unser Alleinstellungsmerkmal? Was ist wirklich das Spezielle, was wir in unserer Zeit leisten sollen?“ Dabei gelte es, nicht von den bestehenden Institutionen her zu denken, sondern von den Zielen und vom künftigen Bedarf. Im Blick seien zudem mögliche Kooperationen etwa mit der evangelisch-theologischen Fakultät der Universität Bonn oder der Bergischen Universität Wuppertal. Der Campus ziele auf größere Personengruppen, auch außerhalb der rheinischen Kirche.

Präses Thorsten Latzel spricht von einer "theologischen Qualitätsoffensive"
Präses Thorsten Latzel spricht von einer "theologischen Qualitätsoffensive"imago / Heike Lyding

Die KiHo Wuppertal ist eine selbstständige, staatlich anerkannte Hochschule in Trägerschaft der rheinischen und der westfälischen Kirche, die nicht vom Staat refinanziert wird. Bislang ermöglicht das grundständige Studium an der Hochschule das theologische Examen fürs Pfarramt, einen Magisterabschluss sowie eine Promotion oder Habilitation. Ob dies beibehalten werden kann, ist Teil des Prüfauftrags.

Mit der Synodenentscheidung ist eine mögliche Schließung noch nicht endgültig vom Tisch. Eine grundlegende Entscheidung stand aber an, weil der Trägervertrag eine Kündigung zu Ende 2025 ermöglicht. Die Evangelische Kirche von Westfalen hatte im Zuge ihrer Haushaltskonsolidierung bereits angekündigt, ihren Beitrag an die KiHo „deutlich“ zu verringern, auch die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) schmilzt ihren Zuschuss in den kommenden Jahren ab. Aktuell wenden die Kirchen zusammen rund 4,24 Millionen Euro pro Jahr für die KiHo auf.

Von der Bekennenden Kirche gegründet

Die KiHo Wuppertal wurde 1935 in der Zeit des Kirchenkampfes von der Bekennenden Kirche gegründet. Angesichts der nationalsozialistischen Gleichschaltung und Zerschlagung theologischer Fakultäten an den staatlichen Universitäten sollte die Ausbildung des theologischen Nachwuchses unabhängig vom NS-Staat erfolgen.

Im Jahr 2007 fusionierte die KiHo mit der kirchlichen Hochschule in Bielefeld-Bethel. Ende 2021 wurde der Standort Bethel wieder herausgelöst, das dort angesiedelte Institut für Diakoniewissenschaft und Diakoniemanagement wurde an die Universität Bielefeld überführt und die v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel schieden aus dem KiHo-Trägerverbund aus.