Kirchentag: Steinmeier ist willkommen

Fulda/Berlin – Der Deutsche Evangelische Kirchentag hat auf die Forderung des evangelischen Theologen und früheren SPD-Politikers Steffen Reiche, den Bundespräsidenten nicht zum Protestantentreffen im Juni einzuladen, gelassen reagiert. Das Kirchentagspräsidium habe Frank-Walter Steinmeier bereits im April 2018 zu dem Dortmunder Treffen eingeladen und „freut sich, dass der Bundespräsident diese Einladung angenommen hat“, sagte Generalsekretärin Julia Helmke auf Anfrage. Reiche hatte – wie auch andere Politiker – die Glückwünsche Steinmeiers an den Iran zum 40. Jahrestag der Revolution kritisiert.

Der Kirchentag stehe „für einen breiten zivilgesellschaftlichen Dialog und dafür, dass in gegenseitigem Respekt über unterschiedliche Meinungen diskutiert und gestritten werden kann“, unterstrich Helmke. Das schließe das Gespräch mit den eingeladenen Vortragenden ein. „Das offene und auch kontroverse Gespräch ‚auf Augenhöhe‘ wird diesmal einen besonderen Schwerpunkt bei einer großen Anzahl der über 2000 geplanten Veranstaltungen einnehmen“, sagte sie.

In einem Gastbeitrag für die Berliner Tageszeitung „Die Welt“ (Online) hatte Reiche geschrieben, er schäme sich „für den ersten Mann meines Staates“. Zum Kirchentag solle Steinmeier nicht eingeladen werden. „Und wenn er kommt, sollten wir alle ihm Plakate entgegenhalten: Nicht in meinem Namen.“
„Wenn ein Bundespräsident, der zudem auch Christ ist, denen gratuliert, die 40 Jahre den Namen Gottes in den Schmutz ziehen, indem sie Menschen verfolgen, die nichts wollen, als ihre Menschenrechte zu leben, dann ist nicht nur Zorn, sondern auch Scham geboten“, so der 58-Jährige, der zurzeit Pfarrer der Gemeinde Berlin-Nikolassee ist.
Steinmeier selbst rechtfertigt laut einer Erklärung des Bundespräsidialamts sein Schreiben zum Nationalfeiertag als „Teil von diplomatischen Gepflogenheiten, die tiefergehende und kritische Gesprächskontakte erst möglich machen“. epd/KNA/UK