Kirchentag – eine Herausforderung für den Geldbeutel

Die Vorfreude auf den Kirchentag wird getrübt bei unserem Autor Tilman Baier. Denn wer in Nürnberg dabei sein will, muss viel Geld auf den Tisch legen.

Kein ganz billiges Vergnügen wird der Kirchentag, für den in Nürnberg schon geworben wird
Kein ganz billiges Vergnügen wird der Kirchentag, für den in Nürnberg schon geworben wirdepd-bild / Anestis Aslanidis

„Jetzt ist die Zeit“ lautet das Motto des Deutschen Evangelischen Kirchentags (DEKT) in Nürnberg vom 7. bis 11. Juni. Das klingt nach Aufbruch, nach einem Neustart ohne die harten pandemiebedingten Einschränkungen. Zwar hatte der Ökumenische Kirchentag in Frankfurt am Main 2021 darauf mit einer großen Online-Offensive reagiert. Doch Kirchentag lebt von Live-Atmosphäre, von Begegnungen vor Ort, vom Gewusel auf dem Markt der Möglichkeiten.

Sicher: Dies alles wird es in Nürnberg geben. Und klar: Bei einem solchen Neustart mit manchen neuen Verantwortlichen gibt es Veränderungen. Doch ob dafür jetzt die richtige Zeit ist? Denn gerade die treuen Fans des Kirchentags, die ein Neustart auch braucht, müssen einiges verkraften: So wird das gewohnte dicke Programmheft fehlen. Dafür gibt es eine App fürs Smartphone, zusammen mit einer wesentlich dünneren Programm-Übersicht auf Papier. Ob das auch für die nicht so digitalaffinen Älteren ausreicht? Schließlich wirbt der Kirchentag selbst mit der fast unübersehbaren Vielfalt von 2000 Veranstaltungen.

Preise für Ticket gestiegen

Verändert haben sich auch die Ticket-Preise. Klar: Es herrscht Inflation, da erscheint die Erhöhung von elf Euro für die normale Dauerkarte gegenüber Dortmund 2019 auf nun 119 Euro vertretbar. Doch auch die 69 Euro für ermäßigte Tickets legt nicht jede Schülerin oder jeder Rentner locker auf den Tisch. Zumal selbst ein Schlafplatz in Schulen für die vier Nächte auch noch 29 Euro kostet.

Unser Autor Tilman Baier
Unser Autor Tilman BaierStudioline

Und wer kein Smartphone hat, muss noch einmal vier Euro für Druck und Zusendung des Tickets bezahlen. Dazu kommen ja noch für etliche, die nicht die Zeit haben, ihr 49-Euro-Ticket in Regionalzügen auszuprobieren, ziemlich happige Fahrtkosten.

Sicher: So ein Kirchentag kostet viel Geld, selbst wenn die jeweils gastgebenden Landeskirchen, Städte und andere Sponsoren ihn mitfinanzieren. Die professionelle Vorarbeit, Logistik, Technik, Sicherheit, Platzmieten müssen bezahlt werden. Doch es ist mehr aus- als einladend, wenn die Veranstalter von einem innerkirchlichen Mitgestalter zunächst das Vierfache und nun immer noch das Doppelte der bisher üblichen Standgebühr fordern.

Keine Rücksicht auf alte Freunde

Manches davon wäre nachvollziehbar, wenn die Veranstalter es gut begründen und um Verständnis bitten würden. Doch dazu findet sich kein Wort auf der Homepage des DEKT. Da passt es ins Bild, dass Margot Käßmann, bisher ein Zugpferd auf Kirchentagen, eine Absage auf ihr Angebot der Mitwirkung bekam – warum auch immer. So bleibt der ungute Eindruck, dass der DEKT bei diesem Neustart auf manche alten Freundinnen und Freunde nicht viel Wert legt.