Kirchenkreis Pommern kritisiert geplatzten Umzug des Kirchen-Archivs

Die Greifswalder Außenstelle des Landeskirchlichen Archivs zieht nicht wie geplant um. Damit hat die Nordkirche einen eigenen Beschluss gekippt – was in Vorpommern für Ärger sorgt.

Akten aus dem Pommerschen Archiv, die momentan in Schwerin lagern
Akten aus dem Pommerschen Archiv, die momentan in Schwerin lagernTilman Baier

Greifswald. Der Pommersche Kirchenkreis hat die Entscheidung der Nordkirche kritisiert, mit der Greifswalder Außenstelle des Landeskirchlichen Archivs nicht in das künftige Pommersche Archivzentrum in Greifswald einzuziehen. Die Entscheidung könnte das Vertrauensverhältnis zu den beteiligten Partnern belasten, teilt der Kirchenkreis mit. Die Entscheidung der Kirchenleitung sei nicht zufriedenstellend und werfe Fragen auf.

Statt auf diese Weise den Wissensstandort Greifswald zu schwächen, wäre eine Stärkung angezeigt, hieß es. Der Kirchenkreisrat werde ein Schreiben an die Kirchenleitung verfassen, in dem der eigene Standpunkt ausführlich dargelegt wird. Damit verbunden sei die Bitte, die Zusage der Kirchenleitung, den Archiv-Standort Greifswald zu erhalten, zu konkretisieren. Zudem solle die Nordkirche erläutern, auf welche Weise das Archivmaterial künftig in Greifswald zugänglich sein werde.

Kirchensteuer eingebrochen

Die Nordkirche hatte vor drei Tagen mitgeteilt, dass die Greifswalder Außenstelle des Landeskirchlichen Archivs wegen der Corona-bedingten Kirchensteuereinbrüche nicht wie geplant ins künftige Pommersche Archivzentrum in Greifswald einziehen werde. Die Kirchenleitung könne den Beschluss für eine Kooperation des Landeskirchlichen Archivs mit dem Pommerschen Landesarchiv und dem Stadtarchiv Greifswald nicht aufrechterhalten. Das pommersche Archivgut soll künftig in Schwerin gelagert werden.

Hohe Kosten

Die Nordkirche hätte sich den Angaben zufolge mit Investitionskosten von gut 1,1 Millionen Euro beteiligen müssen. Hinzu kämen noch anteilige Kosten für das Grundstück und die Verbindung zu dem im Bau befindlichen Stadtarchiv. Nach einer Schätzung vom Juni rechnet die Landeskirche nur noch mit 470 Millionen Euro Kirchensteuereinnahmen in diesem Jahr statt der im Haushalt eingeplanten 536 Millionen Euro.

Nach einem Beschluss der Kirchenleitung sollen nun der Archivstandort Kiel und seine Außenstelle in Schwerin aufgewertet werden. Die Nutzung der Archivbestände und die wissenschaftliche Forschung sollen jedoch in auch Greifwald sichergestellt werden.

Archiv lagert in Schwerin und Hamburg

Seit Sommer 2018 lagern rund 200 laufende Meter pommersches Archivgut in Schwerin. Dabei handelt es sich um den zentralen Aktenbestand des früheren Konsistoriums der Pommerschen Evangelischen Kirche aus der Zeit von etwa 1945 bis 2012. Etwa 60 Prozent dieser Akten sind den Angaben zufolge in den vergangenen zwei Jahren bereits erschlossen worden. Weitere 500 laufende Meter Akten der ehemaligen pommerschen Landeskirche lagern derzeit in Hamburg. Für sie werde ein Erschließungsplan erarbeitet. (epd)