Kirche von Lassan zeigt Ausstellung „Ein Wimpernschlag – memento mori“
Die Galerie in der Kirche von Lassan findet zum 25. Mal statt. Das Thema: „Ein Wimpernschlag – memento mori“. Eröffnung der Sommerausstellung wird am 11. Mai gefeiert. Was die Besucher erwartet.
„Mit so viel Kunst hätte ich nicht gerechnet“, sagt Ulrike Seidenschnur und zeigt auf die Bilder und Skulpturen in der St. Johannis-Kirche von Lassan, die sie zur neuen Ausstellung erreichten. Noch stehen die Werke von 30 Künstlerinnen und Künstlern an die Wände gelehnt, abgelegt auf Tischen, Bänken und Podesten. Doch am Samstag, 11. Mai, ergibt alles ein Gesamtwerk. Da wird die neue Ausstellung der Galerie in der Kirche unter dem Motto „Ein Wimpernschlag – memento mori“ eröffnet.
Ursprünglich plante Ulrike Seidenschnur eine Ausstellung zu Bernt Notke und seinen Lübecker Totentanz, den er zirka 1460 schuf. Notke wurde 1435 in Lassan geboren, starb 1509 in Lübeck. „Wir hätten so zusammen mit 750 Jahre Stadtrecht Lassan seinen 515. Todestag begangen“, sagt die Kuratorin. Doch der Künstler erkrankte.
Kunstschaffenden kommen aus ganz Deutschland
Also warf sie alles um. Das Thema der Ausstellung in Lassan aber blieb: memento mori – der Totentanz. „Ich dachte zunächst, es wäre schwierig. Aber viele Künstlerinnen und Künstler meldeten sich.“ Das Thema wurde weit gefasst: Da gibt es Fotografien aus den Katakomben von Paris, großflächige Karikaturen, Porträtzeichnungen von Sterbenden, Zeichnungen von Kirchenruinen und Hünengräbern, Bilder zum Ukrainekrieg.
Die Kunstschaffenden kommen nicht nur aus MV, sondern aus ganz Deutschland, brachten ihre Fotografien, Aquarelle, Skulpturen zu Ulrike Seidenschnur nach Lassan kurz vor Usedom. „Zwei Wochen wird der Aufbau dauern“, sagt die Kuratorin. Vor dem 11. Mai lief sie dann mit vier Helfenden durch St. Johannis, schaute, was zusammenpasste, „was sich reibt“.
Gesamte Kirche wird zur Galerie
Dabei wurde die gesamte Kirche genutzt samt Winterkirche im oberen Bereich neben der Orgelempore und Sakristei. „In der Sakristei werden wir eine Installation von Wiebke Steinmetz aufbauen. Die Winterkirche nutzen wir meist als Grafikkabinett, weil das Licht hier so gut ist“ Diesmal sollen hier die Porträts der Sterbenden aufgehängt werden. „Eine Künstlerin bezeichnete den Raum als ‚Sterbezimmer‘, als sie ihre Werke herbrachte“, erzählt Ulrike Seidenschnur. Und im Altarbereich stehen Skulpturen von Christina Rode: Die Reise der Wartenden. „Wenn alles hängt und steht, hat man gerade von der Orgelempore einen intensiven Blick. Hier kann man richtig meditieren“, freut sie sich.
Ohne Ehrenamt ginge so eine Ausstellung von Mai bis Oktober nicht, sagt sie und „Man muss schon enthusiastisch sein. Es gibt so unendlich viele Aufgaben“ Da sind die helfenden Hände beim Aufbau, die Menschen, die zur Vernissage Kuchen backen oder Schnitten schmieren, jemand, der auch mal den Vorhang in der Nordhalle wäscht, und die Kirchenhüter, die St. Johannis von Mai bis Oktober offenhalten. „Wir haben einen festen Kern von 15 Helfenden, freuen uns aber immer über mehr“, bestätigt Ulrike Seidenschnur. So wie ein Kirchenhüter, der aus Leipzig kommt, um in Lassan für einen Monat die Kirche offen zu halten. „Er nimmt dafür seinen Urlaub.“ Dennoch seien die Engagierten noch immer zu wenig. Für die Saison 2025 möchte sie eine Stelle im Bundesfreiwilligendienst ausschreiben lassen.
Erfolgsmodell Galerie in der Kirche Lassan
Die Galerie in der Kirche ist ein Erfolg. 1991 kam die jetzt 61-jährige mit ihrem Mann, ein Fotograf, aus Berlin nach Lassan, gab Malkurse. „Wir wollten bei ‚Kunst offen‘ mitmachen. Der damalige Pastor war dafür ganz aufgeschlossen“, erzählt sie. So entstand die Idee einer Galerie in der Kirche im Sommer.
Wichtig ist ihr, dass diese wirklich in der Kirche stattfindet. „Es entsteht eine Symbiose zwischen Menschen, die in die Kirche gehen und nicht viel mit Kunst zu tun haben, und den Menschen, die mit Kunst zu tun haben, aber nicht mit Kirche.“ Ulrike Seidenschnur knüpfte in 25 Jahren Netzwerke, Verbindungen nicht nur zum Künstlerbund in MV.
Begleitprogramm im Lassaner Winkel
Zur Sommerausstellung gibt es im Lassaner Winkel auch immer ein Rahmenprogramm „Gartenlust und Kunstgenuss“ mit Lesungen, Vorträgen, Musik und einem Kindertheaterprojekt in den Sommerferien zum Thema „Dem Tod davongetanzt“.
Eröffnung der Ausstellung in Lassan ist am Samstag, 11. Mai, um 15 Uhr mit anschließendem Konzert von Kathrin von Kieseritzky, Saxophon, und Hendrik Rüssmann, Piano und Orgel: „Weg-Getanzt…bis dass der Hahn kräht – Totentänze zur Feier des Lebens“.
Die Öffnungszeiten von St. Johannis und das Begleitprogramm zu „Ein Wimpernschlag – memento mori“ in Lassan gibt es auf der Seite zur Galerie in der Kirche.