Katholische Jugend weltweit im Einsatz

„Uns schickt der Himmel“ – Unter diesem Leitwort steht die 72-Stunden-Aktion, die in diesem Jahr zum dritten Mal deutschlandweit stattfindet. Im Einsatz sind dabei Freiwillige von Flensburg bis nach Südamerika.

Eimer, Schaufeln und Besen werden vom 18. bis 21. April in ganz Deutschland besonders viel benötigt. Auch bei Spielenachmittagen und anderen Sozialprojekten legen Jugendliche und junge Erwachsene im Rahmen der 72-Stunden-Aktion Hand an, um in drei Tagen „die Welt ein Stückchen besser zu machen“. Das ist seit Jahren das Ziel der großen Sozialaktion des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ).

Mit dabei sind auch Christian Löffler und seine Mitstreiter von der Katholischen jungen Gemeinde (KjG) in Leverkusen. Ihr Einsatzort ist das Umweltbildungszentrum Naturgut Ophoven. In einem 7.000 Quadratmeter großen Gelände wollen die rund 25 Jugendlichen und jungen Erwachsenen Sandflächen für Wildbienen oder Holz- und Steinhaufen für Amphibien und Reptilien freilegen, Hecken schneiden und Wege säubern.

Der 21-jährige Student ist seit vielen Jahren in der KjG aktiv. Dort fühlt er sich religiös beheimatet. Sein Glaube sei ihm wichtig, sagt Löffler, und der sei in der Gemeinde auch der Antrieb für sein Engagement. Bei der 72-Stunden-Aktion spielt für Löffler der Glaube hingegen keine Rolle. Die Aktion sei „eher so ein gesellschaftliches Ding“. Die jungen Menschen möchten damit „auf jeden Fall etwas der Allgemeinheit zurückgeben“.

Die KjG Region Leverkusen ist eine von rund 2.600 Gruppen, die in diesem Jahr an der 72-Stunden-Aktion teilnehmen. Der BDKJ erwartet dabei mehr als 100.000 Teilnehmer – von Harrislee bei Flensburg im Norden bis Garmisch-Partenkirchen im Süden. Sogar international ist die 72-Stunden-Aktion mittlerweile bekannt. Wie schon bei der zweiten bundesweiten Aktion 2019 werden deutsche Freiwillige in Südamerika aktiv sein. Die südlichste Aktionsgruppe hat sich laut Informationen des BDKJ in Valdivia im Zentrum Chiles zusammengefunden.

Der Jugendbeauftragte der Deutschen Bischofskonferenz, Weihbischof Johannes Wübbe, erklärte, „die 72-Stunden-Aktion macht sichtbar, was unzählige junge Menschen in ihrer Freizeit tun: Sie engagieren sich ehrenamtlich“. Schirmpaten der Aktion sind Bundesjugendministerin Lisa Paus (Grüne) und der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing. Er sieht in dem Engagement der jungen Menschen „ein unschätzbar wertvolles Zeichen für eine solidarische Gesellschaft“. Christliche Nächstenliebe bekomme durch sie ein konkretes Gesicht. Paus dankt den jungen Ehrenamtlichen für ihren Einsatz „nicht nur 72 Stunden lang, sondern jeden Tag aufs Neue“.

Bei der bisher letzten Aktion 2019 waren noch rund 3.400 Gruppen und mehr als 160.000 Freiwillige beteiligt. Dass in diesem Jahr weniger Gruppen angemeldet sind, führt BDKJ-Pressesprecher Christian Toussaint auf fusionierte Gemeinden und Nachwirkungen der Pandemie zurück. Ob die Zahl der Gruppen in diesem Jahr tatsächlich niedriger sein wird, bleibe jedoch abzuwarten, denn „Anmeldungen sind bis kurz vor Aktionsstart möglich“. Es komme letztlich aber nicht auf die Zahl der Gruppen an: „Jede einzelne Gruppe macht die Welt ein Stückchen besser.“

Einen ersten Vorläufer der Aktion gab es im Mai 1993 in Oldenburg. 1998 fand dann eine Sozialaktion des BDKJ Paderborn statt. Ursprünglich auf „50 Stunden ohne Kompromisse“ angesetzt, wurde der Aktionszeitraum auf drei Tage festgelegt. Der Name „72-Stunden-Aktion“ war geboren.

Während die Gruppen bei den ersten Aktionen ihre Projekte erst am Tag selbst erfuhren, gibt es inzwischen zwei Varianten. Der BDKJ nennt sie „Do it“ („Mach es“) und „Get it“ („Bekomm es“). Für die „Do it“-Variante haben sich Christian Löffler und seine Mitstreiter entschieden. Seit vergangenen Sommer feilen sie an ihrem Projekt und stehen schon seit Monaten in Kontakt mit dem Naturgut als Projektpartner. Bei der Überraschungsvariante „Get it“ bekommen die Gruppen – wie früher – ein vorab entwickeltes Projekt in ihrer Region zugewiesen.

Vom Kaffeeklatsch über den Bau von Hochbeeten bis zur Sammlung von Hilfsgütern sind dabei ganz unterschiedliche Projekte Teil der Aktion. Besonders im Trend seien Aktivitäten zum Umwelt- und Klimaschutz, wie der Bau von Insektenhotels. „Die Aktionen können interreligiös, politisch, ökologisch oder international ausgerichtet sein“, schreibt der BDKJ. Eingeladen seien alle Menschen, „die sich für eine solidarische, gerechte und bessere Welt einsetzen möchten“.