Jüdischer Landesgemeinde-Vorsitzender Schramm feiert 80. Geburtstag

Der Vorsitzende der Jüdischen Landesgemeinde Thüringen, Reinhard Schramm, will sich vom terroristischen Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 nicht lähmen lassen. Anlässlich seines 80. Geburtstags am Mittwoch (22. Mai) habe er sich Freunde, Weggefährten und Mitglieder der Landesgemeinde eingeladen, sagte er am Dienstag in Erfurt dem Evangelischen Pressedienst (epd). Es sei seine Aufgabe und auch die der Juden und Jüdinnen in Thüringen, mit dem religiösen Leben ebenso wie mit dem kulturellen und politischen Engagement dem Pogrom entgegenzutreten.

Der 7. Oktober 2023 sei zur Zäsur der jüdischen Nachkriegsgeschichte geworden, sagte Schramm. Es sei das größte Pogrom nach der Schoah, mit mehr als tausend ermordeten und hunderten entführten Juden. Erfreulicherweise habe die Jüdische Landesgemeinde große Unterstützung gefunden. Doch dieses Pogrom habe ungehemmt und ungestraft von muslimischen Antisemiten auf Berlins Straßen gefeiert werden können. „Es ist schockierend und traurig. Und doch darf und wird dieser Schock uns Juden nicht lähmen“, betonte Schramm.

Der 1944 in Weißenfels geborene Reinhard Schramm ist der Sohn einer jüdischen Mutter und eines christlichen Vaters. Überlebt hätten Mutter und Sohn nur, weil der Vater die Scheidung abgelehnt und seine Karriere und Gesundheit geopfert habe, sagte er. Freunde versteckten die Familie während des Krieges. Das Ausmaß der Familientragödie habe er erst 1961 durch Berichte der Mutter erfahren.

Nach dem Krieg in Ostdeutschland geblieben, habe er lange an die Reformierbarkeit der DDR geglaubt. 1969 habe er in Berlin seine Laufbahn als Entwicklungsingenieur begonnen, wechselte 1972 an die Technische Hochschule Ilmenau. Später sei er Dozent und Professor geworden. Seine polnische Frau verlor dagegen als Anhängerin der polnischen Gewerkschaftsbewegung „Solidanosc“ ihre Arbeit. Der älteste Sohn wurde nach zweimaliger politischer Haft aus der DDR-Staatsbürgerschaft entlassen.

Auch nach 1989 blieb Schramm in Ilmenau und wurde Leiter des Landespatentzentrums Paton. Seine Mitarbeit in der Landesgemeinde Thüringen habe erst Mitte der 80er Jahre begonnen, als seine Mutter mit fast 80 Jahren das Bedürfnis verspürt habe, wieder die Synagoge zu besuchen.

Nach der Wiedervereinigung 1990 vergrößerte sich die Landesgemeinde dank des Zuzugs von Jüdinnen und Juden aus er ehemaligen Sowjetunion. An dieser Entwicklung beteiligte sich Schramm zunächst als stellvertretender Vorsitzender der Landesgemeinde und seit 2012 als deren Vorsitzender.