Jetzt nimmt die Großgemeinde ihren Betrieb auf

Aus fünf Kirchengemeinden ist in der Region bei Eckernförde eine einzige geworden. Hintergrund ist der Rückgang der Gemeindeglieder-Zahlen und der Pastoren.

Gemeinsame Gemeinde (v.l.): Anne Klohs, Pastorin Kirsten Erichsen, Pastor Jörg-Michael Schmidt, Pastor Martin Krumbeck, Torsten Behnke, Marion Ratzlaff-Kretschmar und Pastorin Peggy Josefine Kersten
Gemeinsame Gemeinde (v.l.): Anne Klohs, Pastorin Kirsten Erichsen, Pastor Jörg-Michael Schmidt, Pastor Martin Krumbeck, Torsten Behnke, Marion Ratzlaff-Kretschmar und Pastorin Peggy Josefine KerstenThorge Rühmann

Sieseby. Es ist eine gut gelaunte Runde, die sich zum Gespräch im Gemeindehaus der Kirchen­gemeinde Sieseby versammelt hat. Das könnte an der malerischen Landschaft und dem herrlichen Ausblick auf die Schlei liegen, die das Dorf zwischen Schleswig und Eckernförde zu bieten hat. Doch die gute Stimmung rührt von woanders her: Die Vertreter von fünf Kirchen­gemeinden aus der Region treffen sich hier, um über ihre mit Anfang des Jahres 2020 vollzogene Fusion zu einer einzigen Kirchengemeinde zu berichten – ihnen zufolge eine Erfolgsgeschichte, die lange vorher begann.

Die Kirchengemeinden Borby-Land, Karby, Rieseby, Sieseby und Waabs schließen sich zu einer großen Gemeinde zusammen. Das Gebiet erstreckt sich von der Schlei im Norden bis vor die Tore von Eckernförde im Süden. Im Herbst hatten die Gemeinderäte jeweils für eine Fusion gestimmt. Diese ist am 1. Januar 2020 in Kraft getreten.

Gleichberechtigt an einem Tisch

Mit der Regionbildung reagiere man auf Veränderungen im ländlichen Raum, so Pastorin Kirsten Erichsen aus Sieseby. Gab es 2013 auf dem Gebiet der fünf Gemeinden 8130 Mitglieder, sind es aktuell 7295. Hinzu komme, dass nicht jede der 4,5 Pfarrstellen wiederbesetzt werden kann, wenn der Inhaber in Rente geht. „Im Herbst 2016 hat deshalb unsere Pastorenrunde beschlossen: Wir müssen etwas tun, wir müssen Verantwortung übernehmen, wenn wir wollen, dass die kirchliche Arbeit hier weiter gewährleistet werden soll“, so Erichsen.

„Die größte Herausforderung war, so einen Prozess zu entwickeln“, erinnert sich die Seelsorgerin. „Wie strukturieren wir uns? Welchen Zeitplan haben wir? Was wollen wir umsetzen? Wichtig war uns von vornherein, die Gemeindemitglieder mit einzubeziehen.“ Man habe bereits gemeinsame Gottesdienste gefeiert – und dabei ein anderes, neues Gefühl von Gemeinsamkeit erlebt. „Das hat sich entwickelt und ist immer stärker geworden“, so Erichsen. „Es hat nie eine Gemeinde gesagt ‚Wir haben den Hut auf!“ So sieht es auch Pastorin Peggy Josefine Kersten aus Waabs: „Es geht nicht um die Frage, wie viele Leute hinter einem stehen, sondern wir sitzen alle gleichberechtigt am Tisch.“

Seelsorge wird aufgeteilt

In der kleinen Gemeinde nahe der Eckernförder Bucht sei es manchmal schwer gewesen, kompetente Menschen zu finden – etwa, wenn es um die Finanzen oder bauliche Angelegenheiten der Kirchengemeinde ging. Nun gebe es ein größeres Potenzial an Menschen mit Fachwissen, auf das man zurückgreifen könne. Ihr Karbyer Kollege Martin Krumbeck sagt dazu: „Es ist ein großer Schatz, der da zusammenkommt. Jetzt erleben wir alles gemeinsam – das macht viel mehr Spaß.“

Mit Inkrafttreten der Fusion wird die Kirchengemeinde Schwansen/Rieseby in drei Seelsorge­bezirke aufgeteilt, innerhalb derer sich die Menschen wie bisher an ihren jeweiligen Pastor wenden können. Alle Kirchen in der Region sollen weiter als Orte, an denen christliches Leben stattfindet, wahrgenommen werden. Die sonntäglichen Gottesdienste allerdings werden weniger und im Wechsel reihum in den fünf Kirchen stattfinden.

Erichsen: „Es ändert sich gar nicht so viel. Es gibt nicht mehr überall Gottesdienste, aber einen verlässlichen Gottesdienstplan.“ Fehlende Mobilität beispielsweise älterer Menschen, denen es schwerfallen würde, die Kirche im Nachbardorf zu erreichen, sei kein Problem: „Wir informieren schon seit Langem in den Gemeindebriefen, dass wir gern Menschen mitnehmen zum Gottesdienst“, so Krumbeck. Niemand müsse außen vor bleiben.

Wie der Kirchengemeinderat besetzt wird

Da, wo es notwendig ist, werde eine Konfi-Gruppe aufgebaut. Die Jugendlichen würden die Teilnahme in einer größeren Gruppe ohnehin vorziehen, so die Pastorin. Besondere Spezialisierungen, um etwa eine Kirche als bevorzugten Ort für Konzerte zu nutzen, solle es aber nicht geben: „Jede unserer Kirchen ist wunderbar geeignet für Konzerte und andere Veranstaltungen“ betonte Erichsen.

Zukünftig wird jede der fünf früheren Gemeinden, ob groß oder klein, mit drei Vertretern im neuen Kirchengemeinderat vertreten sein. Hinzu kommen die fünf Pastoren, das Gremium umfasst etwa 20 Mitglieder. Bei seiner ersten Sitzung sollen neben den üblichen Ausschüssen auch jeweils Ortsbeiräte gebildet werden, die das kirchliche Leben vor Ort prägend mitgestalten sollen: Beispielsweise den Adventsbasar in Karby oder das Projekt eines Pilgerwegs in Sieseby. Das zentrale Büro ist in Rieseby, Petriweg 1, eingerichtet.