Investoren erweitern „Haus der Religionen“
Die frühere Athanasius-Kirche wird zu einem interreligiöses Zentrum, außerdem sind Wohnungen geplant. Mit entwidmeten Kirchen kennen sich die Investoren bereits aus.
Hannover. Für insgesamt rund sechs Millionen Euro wollen zwei Investoren die ehemalige evangelische Athanasius-Kirche in Hannover zu einem Wohnprojekt und einem interreligiösen Bildungszentrum umbauen. In dem 1964 errichteten Gebäude aus Backstein und Beton ist seit 2005 unter anderem das bundesweit einmalige „Haus der Religionen“ als Mieter untergebracht. Dessen Fläche werde sich durch den Umbau von aktuell etwa 130 auf 800 Quadratmeter vergrößern, sagte Mitinvestor Dirk Felsmann am Dienstag dem Evangelischen Pressedienst (epd). Zudem sollen in dem Gebäude acht Wohnungen entstehen. Die Bauarbeiten starten in den kommenden Wochen.
Im „Haus der Religionen“ setzen sich seit 15 Jahren Christen, Juden, Muslime, Hindus, Buddhisten und Bahai für ein friedliches Miteinander und ein besseres gegenseitiges Kennenlernen ein. Der Vorsitzende Wolfgang Reinbold sagte, das erweiterte Haus solle nun zu einem professionellen Zentrum für interkulturelle Bildung werden. Bisher habe das Angebot lediglich aus einem Flur mit einer Dauerausstellung und einem Seminarraum bestanden: „Es ist an der Zeit, dass wir die improvisierten Anfänge hinter uns lassen.“ Künftig werde es einen Veranstaltungsraum, einen Gruppenraum und einen „Dialograum“ geben. Das „Haus der Religionen“ hat jährlich etwa 5.000 Besucher, darunter viele Schulklassen.
Fläche wird mehr als verdoppelt
Die Athanasius-Kirche in der hannoverschen Südstadt war 2013 entwidmet worden. Zwei Jahre später erwarben Dirk Felsmann und sein Geschäftspartner Gert Meinhof das Gebäude. Seit Jahren sind dort auch ein Theater und ein Kulturbüro als Mieter untergebracht – beide sollen laut Felsmann bleiben. Felsmann und Meinhof haben in Hannover bereits die frühere Gerhard-Uhlhorn-Kirche umgebaut – sie wurde zu einem Studentenwohnheim.
In der Athanasius-Kirche wollen sie die aktuelle Fläche um 1.000 Quadratmeter auf 2.500 Quadratmeter erweitern, die sich auf fünf Etagen verteilen sollen. Das hohe Kirchenschiff wird durch eine Zwischendecke geteilt. Im oberen Teil sollen „wie Wespennester unter dem Dach“ mehrere Wohnungen in einer Größe von jeweils 50 bis 120 Quadratmetern entstehen – mit einem Balkon zur Straße und einer Dachterrasse zum Innenhof, erläuterte der Investor.
Die Umgestaltung des „Hauses der Religionen“ im Zentrum des Gebäudes soll Felsmann zufolge allein rund 1,2 Millionen Euro kosten. Ein Großteil davon finanziere der Trägerverein durch Fördermittel. Für die noch fehlenden 50.000 Euro hat der Verein eine Spendenkampagne gestartet. In Hannover wurden bereits zahlreiche entwidmete Kirchen für religiöse, soziale oder kulturelle Zwecke umgestaltet. (epd)