Integrations-Kick zu Fußball und Migration

Noch bis September ist in der Hamburger Ballin­stadt eine Sonderausstellung zu sehen, die Migration und Fußball in Beziehung setzt und Barrieren abbauen möchte – auch mit 28 Spieler-Trikots.

Der Kurator Torben Knye vor der Trikotwand im Auswanderermuseum.
Der Kurator Torben Knye vor der Trikotwand im Auswanderermuseum.Marieke Lohse

Fußball verbindet und steht für Toleranz. Wenn bei der Deutschlandhymne die Kamera an den Spielern vorbeifährt, sehen wir Vielfalt. Kein ungewöhnliches Bild, denn im deutschen Kader haben 27 Prozent der Fußballer einen Migrationshintergrund, erklärt Torben Knye vom Auswandermuseum Ballinstadt. Er ist der Kurator der aktuellen Sonderausstellung „Fußball und Migration“, die bis September auf der Veddel zu sehen ist.

Fußball einzubeziehen passt, denn Flucht und Migration sind ohnehin das Thema im Auswanderermuseum. „Da kann man dann auch Parallelen zur Gesellschaft ziehen“, sagt Knye. „Wenn man sich die vergangenen Jahrzehnte anschaut, sieht man auch, dass der Migrationsanteil in der Bevölkerung stetig gestiegen ist.“ Das zeige sich besonders beim Fußball, und zwar nicht nur in unserer Nationalelf.

Sport als Integrationstreiber

Der Fußball habe ein Alleinstellungsmerkmal im gesamten Sport. Das liege natürlich auch daran, dass Fußball weltweit der Sport Nummer eins ist. „Fußball kennt man überall auf der Welt, überall wird gekickt. Ob es jetzt das Dorf in Afrika ist, der Slum in Brasilien, die Favela oder der Hinterhof in Berlin-Marzahn.“

Beim Thema Migration geht es immer auch um die Frage, wie die Gesellschaft damit umgeht und Vielfalt als Chance nutzt. „Sport an sich, aber Fußball im Besonderen ist eben ein ganz großer Integrationstreiber“, meint Knye. Das sei auch sozialwissenschaftlich gut erforscht. „Das liegt daran, dass die Menschen Fußball kennen und es natürlich auch dort spielen wollen, wo sie gerade leben.“ Das sei ein guter Nährboden für Integration und Miteinander.

Fußball als Klebstoff der Gesellschaft

Das Thema Migration biete generell immer eine Chance, kulturelle Unterschiede verstehen zu lernen und diese für den Umgang miteinander zu nutzen. Aber Fußball spielen ist nicht für jeden und jede gleich möglich, je nach Hintergrund und Herkunft. „Es gibt immer mehr Rollenmodelle, also erfolgreiche Fußballerinnen, die einen Migrationshintergrund haben. Da holen die Frauen auch in dieser Hinsicht auf.“ Der Kurator sieht darin eine gute Analogie zu den Themen Integration und Migration: „Weil Fußball ein Treiber ist, ein Klebstoff, der die Gesellschaft verbindet.“

Die Sonderausstellung „Fußball und Migration“ im Auswanderermuseum zeigt nicht nur Wissenswertes zur Geschichte des Fußballs, sondern auch Sehenswertes. Zum Beispiel eine Wand, an der 28 Trikots hängen. „Alles Nationalmannschaftstrikots, und deren Träger und Trägerinnen sind alle Menschen mit Migrationshintergrund“, beschreibt der Kurator. „Das sind alles Originaltrikots, die bei teilweise großen Turnieren, aber auch bei normalen Länderspielen getragen wurden.“

Hoffnung auf Offenheit

Die Ausstellung soll vor allem die Vielfalt im Fußball zeigen. Dabei geht es nicht nur um Spielerhintergründe, sondern auch um gesellschaftliche Themen, die damit zusammenhängen: „Wir gehen zum Beispiel auf das Thema Rassismus ein, um zu zeigen, dass da noch ganz viel zu tun ist.“ Auch wenn Rassismus beim Fußball eigentlich gar keine Rolle spielen sollte, weil die Stars der Lieblingsmannschaft oft Menschen aus dem Ausland seien.

„Ich glaube, dass Migration ein wirklich wichtiges gesellschaftliches Thema ist, und wir mit dieser Ausstellung über den Fußball einen Einstieg ermöglichen, sich mit dem Thema zu beschäftigen“, hofft Knye. Er sieht in der Fußball-Europameisterschaft eine große Chance im Bereich Migration und Integration – auch um mehr Offenheit in die Gesellschaft zu bringen und den Dialog voranzutreiben.

„Und da kann man natürlich nur hoffen, dass die Leute auch verstehen: Mensch – unsere Jungs sind eben auch dann unsere Jungs, wenn wir verlieren und auch, wenn wir gewinnen“, sagt Torben Knye. Und dann spielt es keine Rolle, welchen Hintergrund die Spieler haben. „Das ist halt die Nationalmannschaft!“