In Museen lagern immer noch Tausende Objekte aus Namibia

Die Sammlung des Nationalmuseums von Namibia umfasst 1.600 Objekte. Ein weitaus größerer Teil Kulturgüter befindet sich im Ausland, etwa in Deutschland. Experten haben jetzt eine Bestandsaufnahme vorgelegt.

In Museen und Universitäten in Deutschland, der Schweiz und Österreich lagern immer noch mehrere Tausend Objekte aus Namibia. Das geht aus einem am Montag in Berlin veröffentlichten Papier des Deutschen Zentrums Kulturgutverluste hervor.

Die Autoren haben dazu erstmals Informationen aus rund 40 einschlägigen Einrichtungen zusammengetragen und insgesamt knapp 19.000 Gegenstände identifiziert, die zum großen Teil immer noch in den Beständen zu finden sind. Die meisten Objekte seien in der Kolonialzeit nach Deutschland und in seine Nachbarstaaten gelangt, hieß es.

Namibia war zwischen 1884 und 1915 deutsche Kolonie. Larissa Förster, Leiterin des Fachbereichs Kultur- und Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten am Deutschen Zentrum Kulturgutverluste und eine der Autorinnen, kommentierte die jetzt präsentierte Bestandsaufnahme mit den Worten: „Das sind erstaunlich hohe Zahlen, insbesondere, wenn man sie mit den Beständen des namibischen Nationalmuseums vergleicht, das etwa 1.600 Objekte beherbergt.“

Die englischsprachige Publikation mit dem Titel „Locating Namibian Cultural Heritage in Museums and Universities in German-Speaking Countries. A Finding Aid for Provenance Research“ soll europäischen und namibischen Provenienzforschern als Arbeitshilfe dienen und die Vernetzung zwischen europäischen Institutionen und namibischen Expertinnen und Experten fördern. Nicht zuletzt soll sie die Debatte über die Rückgabe von namibischem Kulturgut unterstützen.

Das Deutsche Zentrum Kulturgutverluste befasst sich mit Kulturgütern, die ihren Eigentümern einst geraubt wurden – in der NS-Zeit, der Kolonialzeit oder in der Sowjetischen Besatzungszone und der DDR – sowie mit Kulturgutverlusten im Zuge des Zweiten Weltkriegs. Um zu klären, ob Objekte unrechtmäßig entzogen wurden, fördert das Zentrum die Provenienz-, also Herkunftsforschung.