Holocaust-Opfer schauen besorgt auf Wahl in Nordhausen

Die Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora warnt vor den Auswirkungen der Wahl eines Oberbürgermeisters mit AfD-Parteibuch in Nordhausen für die regionale Erinnerungskultur. Es sei der KZ-Gedenkstätte und der Stadt Nordhausen gelungen, eine anerkannte Gedenkstättenarbeit aufzubauen, die die Opfer achte und Verantwortung für die in Nordhausen begangenen Verbrechen wissenschaftlich seriös beleuchte, sagte Stiftungsdirektor Jens-Christian Wagner am Donnerstag in Nordhausen. Über Jahre aufgebautes Vertrauen und Freundschaften würden durch die Wahl des AfD-Kandidaten Jörg Prophet zerstört werden.

Wagner bezeichnete Prophet als einen Kandidaten, der sich regelmäßig antisemitischer und rechtsextremer geschichtsrevisionistischer Stereotype bediene. Eines seiner Schriftstücke sei im Thüringer Verfassungsschutzbericht 2021 intensiv behandelt worden. Prophet sei stark verankert in den rechtsextremistischen Strukturen seine Partei.

Nordhausens Gedenkstättenleiterin Anett Dremel berichtete von „großer Unsicherheit in den Überlebendenverbänden“ angesichts der aktuellen politischen Entwicklungen. Für Überlebende und deren Nachfahren sei es unvorstellbar, künftig gemeinsam mit einem rechtsextremen Bürgermeister Gedenkveranstaltungen zu besuchen.

Bei der Oberbürgermeister-Wahl in Nordhausen war der 61-jährige Jörg Prophet am Sonntag mit großem Abstand in die Stichwahl gekommen. Auf Prophet entfielen 42,1 Prozent der Stimmen, auf den amtierenden Oberbürgermeister Kai Buchmann (parteilos) 23,7 Prozent. Die Stichwahl findet am 24. September statt.