Hilfswerk Misereor für Kehrtwende in deutscher Afrika-Politik

Zum G20-Gipfel am Wochenende in Neu-Delhi fordert das katholische Entwicklungshilfswerk Misereor eine Kehrtwende im deutschen und europäischen Afrika-Engagement.

Zum G20-Gipfel am Wochenende in Neu-Delhi fordert das katholische Entwicklungshilfswerk Misereor eine Kehrtwende im deutschen und europäischen Afrika-Engagement. Dieses müsse weniger als bisher die eigenen Interessen im Blick haben, sondern Wünsche und Bedürfnisse der Menschen vor Ort.

„Deutsche und europäische Afrikapolitik dürfen nicht allein auf die eigene Energie- und Rohstoffversorgung, Absatzmarkterschließung, Terrorbekämpfung und Flüchtlingsabwehr abzielen“, erklärte Afrika-Referent Carsten Bockemuehl am Freitag in Aachen. Dies werde vor Ort „zurecht höchst kritisch gesehen“.

Nicht zuletzt die jüngste Putsch-Serie in West- und Zentralafrika zeige zudem, dass ein grundlegendes Umdenken im Umgang mit Afrika nötig sei, fügte Bockemuehl hinzu. Seit Jahren verlangten fortschrittliche Vertreter aus Politik und Gesellschaft einen Neuanfang in ihrem Verhältnis zu Europa.

Zu deren Forderungen gehörten unter anderem Investitionen in klima- und entwicklungsfreundliche Wirtschaftszweige mit Arbeitsplätzen für Einheimische, eine stärkere Unterstützung nachhaltiger und kleinbäuerlicher Landwirtschaft und die Einhaltung menschenrechtlicher und ökologischer Mindeststandards durch Großkonzerne.

Außerdem müssten europäische Agrarsubventionen reduziert und Handelshemmnisse für afrikanische Exporte abgebaut werden, so Misereor. Darüber hinaus müssten Schulden reduziert und öffentliche Gesundheitssysteme sowie die Impfstoffproduktion vor Ort ausgebaut werden: „Die Bundesregierung kann hier eine Vorreiterrolle spielen und endlich, zusammen mit lokalen Akteuren und Partnern, die Beseitigung politischer Ungerechtigkeiten vorantreiben.“

Gerechtigkeit, Frieden und Entwicklung in Afrika könnten nur nachhaltig gefördert werden, wenn die „Orientierung an den Perspektiven und Wünschen der lokalen Bevölkerung, insbesondere der armgemachten Gruppen“ oberste Priorität habe.

Die Afrikanische Union wird beim diesjährigen G20-Gipfel zum ständigen Mitglied ernannt, da die wirtschaftliche und politische Entwicklung des Kontinents zunehmend globale Auswirkungen hat. Auch die Bundesregierung richtet momentan ihr Afrika-Engagement neu aus; sie überarbeitet ihre Afrikapolitischen Leitlinien und bereitet einen zweiten Compact-with Africa-Wirtschaftsgipfel vor.