Hessen-nassauische Kirche will klimaneutral werden

Die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) will ihren Ausstoß von Treibhausgasen herunterfahren. Während ihrer Frühjahrestagung Ende April werden die Kirchensynodalen über ein Klimaschutzgesetz beraten, dessen Ziel die Treibhausgasneutralität der Kirche bis Ende 2045 ist, heißt es in der Gesetzesvorlage. Ausgehend von den Emissionen vom 1. Januar 2005 sollen die Emissionen bis Dezember 2035 um 90 Prozent verringert und in den folgenden Jahren um jeweils einen weiteren Prozentpunkt reduziert werden.

Als „historisch“ bezeichnete der Leiter des Zentrums gesellschaftliche Verantwortung der EKHN, Christian Schwindt, das Gesetz gegenüber dem Evangelischen Pressedienst (epd). Damit werde dem kirchlichen Bemühen um die Bewahrung der Schöpfung Ausdruck verliehen. Das kirchliche Engagement „begründet sich aus der Verantwortung des christlichen Glaubens zur Bewahrung der Schöpfung und zur Wahrung der Lebensrechte aller Menschen“, auch der künftigen Generationen, heißt es in der Vorlage.

Die Treibhausgas-Bilanz der EKHN zeigt den Angaben zufolge für das Jahr 2022 den Ausstoß von rund 60.000 Tonnen CO2. Im Vergleich zu 2005 sei das eine Verringerung um rund 42 Prozent. Diese sei unter anderem durch das Energiebeschaffungsgesetz aus dem Jahr 2018 erreicht worden, das die Versorgung der gesamten EKHN durch Ökostrom vorsieht sowie die Produktion von Strom durch eigene Photovoltaikanlagen und die Beteiligung an Windkraft.

Die kirchliche Treibhausgas-Bilanz werde sich laut Gesetz bereits durch den sinkenden Gebäudebestand verbessern, der eine Folge der fallenden Mitgliederzahlen ist. Technische Anlagen sollen mit Strom aus erneuerbaren Energien betrieben werden. Insbesondere bei Neubauten sei auf umbau- und rückbaufreundliche Konstruktionen sowie die Wiederverwendung von Materialien zu achten.

Bei der Mobilität soll an erster Stelle das Fahrrad und das Gehen stehen, gefolgt von öffentlichem Personennahverkehr, Mitfahrgelegenheiten, treibhausgasneutralen Dienstfahrzeugen und Carsharing. Bei Dienst- und Gruppenreisen soll „grundsätzlich“ auf Inlands- und Kurzstreckenflüge bis 1.000 Kilometer verzichtet werden.

Einen großen Anteil an der Beschaffung haben Lebensmittel. Sie sollen unter anderem nachhaltig hergestellt sowie regional und saisonal eingekauft werden. Der Anteil an veganen Produkten solle steigen.

Die Strategie für den Weg zur Treibhausgasneutralität sowie deren Umsetzung soll ein fortlaufender Klimaschutzplan regeln. Dieser sei Bestandteil des jeweiligen kirchlichen Haushalts und solle von der Kirchensynode erstmals mit dem Haushalt 2026 beschlossen werden.

Die Kosten für die Treibhausgasneutralität bis 2045 werden hoch sein. Allein im Bereich der Gebäude müsse mit mehreren Hundert Millionen Euro gerechnet werden, sagte Schwindt. Nähere Angaben seien derzeit nicht möglich, weil niemand die Kostenentwicklung vorhersehen könne. Auch sei unklar, wie sich die staatlichen Auflagen und Zuschüsse entwickeln.

Sanktionen sieht der Gesetzentwurf nicht vor. Er sei von einer Gruppe erarbeitet worden, die alle Ebenen der Kirche und die fachlichen Perspektiven abgedeckt habe, sagte Schwindt, der den Vorsitz der Arbeitsgruppe hatte. Die beteiligten Personen gingen davon aus, dass sich in der Kirche niemand diesem weltweiten Thema und der Verantwortung verweigern wolle.