Grimme-Preise 2024 fast ausschließlich an Öffentlich-Rechtliche

Bei den begehrten Fernsehpreise gehen in diesem Jahr die großen Privatsender leer aus. Neben den öffentlich-rechtlichen Sendern kann sich dafür der Streamingdienst Disney+ über zwei Auszeichnungen freuen.

Die öffentlichen-rechtlichen Sender räumen beim 60. Grimme-Preis ab. Wenn am 26. April in Marl die begehrteste Auszeichnung im deutschen Fernsehen vergeben wird, gehen 12 von 14 Grimme-Preisen und alle drei Sonderpreise an ARD, ZDF und deren gemeinsames junges Angebot Funk. Der Streamingdienst Disney+ ist mit zwei Auszeichnungen dabei. Die klassischen Privatsender konnten dagegen im Jubiläumsjahr des 1964 gegründeten Preise die Jurys nicht überzeugen und gehen anders als in den Vorjahren leer aus.

Für die „Besondere Journalistische Leistung“ wird dieses Jahr die BR-Korrespondentin Katharina Willinger für ihre Auslandsberichterstattung aus der Türkei und dem Iran ausgezeichnet. Die Jury lobte besonders, dass Willinger auch dann noch berichte, „wenn die meisten Kameras weitergezogen sind und die Medienaufmerksamkeit längst wieder auf anderen Krisen liegt“. In der Kategorie Information & Kultur können sich außerdem die Dokumentationen „Drei Frauen – Ein Krieg“ (WDR/RBB/Arte), „Ukraine – Kriegstagebuch einer Kinderärztin“ (RBB/Arte) sowie die ZDF-Trilogie „Einzeltäter“ über die Hinterbliebenen der rechtsextremistischen Anschläge in München, Halle und Hanau und „Songs of Gastarbeiter – Liebe, D-Mark und Tod“ (WDR/RBB/Arte) über einen Grimme-Preis freuen.

Im Bereich Fiktion gehen die Preise die WDR-Produktion „Nichts, was uns passiert“, den die Jury als „überaus wertvoller Beitrag zur Me-Too-Debatte“ lobt. Ebenfalls ausgezeichnet wird die deutsch-deutsche Identitätsgeschichte „Tamara“ (ZDF) und die Mini-Serie „Sam – Ein Sachse“ des Streamingdienstes Disney+, die den Werdegang des ersten afrodeutscher Polizisten Ostdeutschlands fiktionalisiert nacherzählt. Die Jury lobt „Sam, ein Sachse“ als „erste große afrodeutsche Serie, die schon so lange überfällig war“. Einen Grimme-Preis Spezial erhält außerdem die Web-Serie „Haus Kummerveldt“ (WDR/ZDF/Arte) über weibliche Emanzipation im Deutschen Kaiserreich für ihre die experimentierfreudige Verknüpfung von Historie, Pop und Politik.

In der Kategorie Unterhaltung vergibt die Jury 2024 nur zwei von drei möglichen Preisen. Ausgezeichnet werden die ZDF/3sat-Produktion „Bosetti Late Night“ sowie die Pilotfolge der RBB- Talkshow „Der letzte Drink mit Anna Dushime“. In der Kategorie Kinder und Jugend gehen die Preise an den Zweiteiler „Die Sendung mit der Maus-Spezial – Marokko-Maus“ (WDR), das Funk-Projekt „HYPECULTURE: Straßenslang || Wie Rap Deutschland verändert“ sowie ein Spezialpreis an die drei Hauptdarstellerinnen der Serie „Die drei !!!“, hinter der wiederum Disney + steht.

Die vom Stifter des Grimme-Preises, dem Deutschen Volkshochschulverband, vergebene „Besondere Ehrung“ geht in diesem Jahr an das Team des ZDF-Magazins „heute – in Europa“. Die Preisverleihung findet am 26. April im Theater der Stadt Marl statt und wird am gleichen Abend von 3sat zeitversetzt übertragen.