Gottesdienst zum Hamburg-Marathon

„Wenn mein Kopf total voll ist und ich merke, es geht nichts mehr, dann gehe ich laufen“, erzählt Pastor Ulf Werner. Marathonläufer sei er nicht, aber 50 Minuten durch den Wald bewirken viel bei ihm. „Ich bekomme die Natur so bodenständig mit, denn ich bewege mich ja auf dem Boden, auf der Erde“, ergänzt Dagmar Loga-Haenel. „Natur und Glauben gehören ganz bestimmt und unabdingbar zusammen.“ Gemeinsam mit einem Team gestalten die beiden den Marathon-Gottesdienst am Vorabend des Hamburg-Marathon.

Am kommende Wochenende (27. und 28. April) machen sich rund 38.000 Läuferinnen und Läufer auf, um durch die Straßen von Hamburg zu joggen. 15.000 wollen am Sonntag die Marathondistanz von 42,195 Kilometer schaffen. Am Sonnabend (27. April) gibt es für alle Interessierten um 18 Uhr den Marathon-Gottesdienst in der Hauptkirche St. Petri in der Hamburger Innenstadt – inklusive Segensband.

Den Gottesdienst gibt es seit 2013. „Die Idee dafür, also der Ursprung, war eigentlich 2012, dass wir mit einem Gemeindeangebot ‘Liturgie des Laufens’ angefangen haben“, erinnert sich Loga-Haenel. Bis heute bestehe er und sei fester Bestandteil im Programm des Hamburg-Marathon.

Das Besondere sei die Mischung: „Dass wir mit Menschen aus den Partnerstädten Hamburgs zusammenkommen. Wir laufen zusammen mit der Hamburger Polizei, der Polizei Chicago. Das gibt einen ganz großen Zusammenhalt“, sagt die Organisatorin und ergänzt, „das hat auch noch den Blick über den Tellerrand hinweg. Wir sind eine große Gemeinschaft an Läufern, die vor Grenzen nicht Halt macht“.

Für Ulf Werner ist es der dritte Marathon-Gottesdienst. Schon die St. Petri-Kirche in der Innenstadt sei als Ort besonders. „Da hatte ich das Gefühl, dass ich selber auch beschenkt werde durch die Menschen, die da kamen.“ Das Publikum, rund 120 Menschen, sei sehr international. Aus China, aus Irland, Schottland und Japan seien Gäste da gewesen. Die Übergabe der Segensbänder im Altarraum habe eine ganz besondere Atmosphäre erzeugt. Viele hätten sich einfach in die Musik fallen lassen.

Auch für Dagmar Loga-Haenel sei der Gottesdienst ein besonderes Zeichen der Gemeinschaft. Er gebe ihr die stärkende Kraft, die sie für diese Herausforderung brauche. „Ich bin nicht alleine auf diesem Weg. Ich habe da noch jemanden, der unabhängig von allen da ist und der über allem steht.“ Sie sei fest davon überzeugt, dass es diesen Zuspruch und diese Gewissheit für die Läuferinnen und Läufer brauche, „dass da noch jemand ist, der eine schützende Hand über uns hält“.

Im Anschluss an den Gottesdienst habe Werner in den Geschichten der Menschen noch so viel mehr erfahren. „Sie haben geteilt, warum sie eigentlich laufen. Eine Irin erzählte mir, dass sie für ihren verstorbenen Mann läuft.“ Viele berührende und bewegende Geschichten, die die Menschen mit in den Gottesdienst und auf die Strecke nehmen.

Ob 42,195 Kilometer, eine Staffel, 16 Kilometer oder die neun zum Schluss, dass so viele unterschiedliche Menschen gemeinsam laufen, sei für Loga-Haenel auch ein Zeichen des Friedens. „Aus ein paar Menschen am Anfang sind mehrere Staffeln und eine richtige Familie geworden, eine wunderbare Mischung aus Ehrenamt, Hauptamt, Kirche und Stadt.“

Dieses Jahr sei neben dem Marathon-Gottesdienst auch eine Aktion der Pop-Up-Church an der Kirchengemeinde Ohlsdorf-Fuhlsbüttel, direkt an der Laufstrecke, geplant. „Eine Jubelstation für die Läuferinnen und Läufer, die dann schon gut 20 Kilometer gelaufen sind“, sagt Werner. Das Team aus Pastorinnen und Pastoren möchte da noch einmal anfeuern und ihnen etwas mitgeben. Und mit den Menschen vor Ort möchten sie ins Gespräch kommen über Glauben und Laufen.