Gedenkstätten-Besuche: Freiwilligkeit ist nachhaltiger

DÜSSELDORF/BERLIN – Die meisten Bundesländer lehnen verpflichtende Besuche von KZ-Gedenkstätten ab und überlassen die Entscheidung den Schulen und Lehrern. Das ergab eine Umfrage bei den Bildungs- und Kultusministern der Länder. Auch Nordrhein-Westfalen setzt auf Freiwilligkeit. Angesichts wachsender antisemitischer Tendenzen halten es einige Länder aber für angebracht, über eine Verpflichtung zum Besuch von Gedenkorten nachzudenken.
Das nordrhein-westfälische Schulministerium lehnt einen Eingriff in die Eigenverantwortlichkeit der Schulen ab. Der gewünschte Lerneffekt könne auch durch Gespräche mit Zeitzeugen, den Besuch anderer Erinnerungsorte oder Museen erzielt werden, sagte ein Sprecher. „Freiwilligkeit ist nachhaltiger als die Einführung neuer Pflichten.“
Das Ministerium unterstützt Besuche von Schülergruppen in KZ-Gedenkstätten nach eigenen Angaben mit 300 000 Euro. Eine feste Verankerung in den Lehrplänen gebe es aber nicht, hieß es: Der Besuch außerschulischer Lernorte liege in der Verantwortung der Lehrer. Wichtig sei vor allem die Vor- und Nachbereitung im Unterricht.
Gedenkstättenbesuche finden in NRW üblicherweise in der Jahrgangsstufe statt, in der im Geschichtsunterricht die Themen Nationalsozialismus und Zweiter Weltkrieg behandelt werden. Dies sei in der Regel ab Jahrgangsstufe neun der Fall, sagte der Sprecher. Hinzu kämen häufig Kursfahrten in der gymnasialen Oberstufe.
Die Debatte war durch die Berliner Staatssekretärin Sawsan Chebli (SPD) ausgelöst worden. Sie hatte sich kürzlich angesichts aktueller antisemitischer Vorfälle in Deutschland für Pflichtbesuche in Konzentrationslagern ausgesprochen und gesagt, das müsse auch für Zuwanderer gelten. Begrüßt wurde der Vorschlag unter anderem vom Präsidenten des Zentralrats der Juden, Josef Schuster. epd