Ganz neu und mittendrin

Frauke Linke arbeitet in der Dortmunder Geschäftsstelle des Kirchentags. Sie ist beeindruckt von der Organisation, die „wie eine gut geölten Maschine“ läuft.

Nein, einen Kirchentag hat Frauke Linke noch nie mitgemacht. Umso intensiver erlebt sie den Kirchentag 2019 in Dortmund mit – und das bereits seit fast anderthalb Jahren: Die 58-Jährige arbeitet gewissermaßen im „Herz“ des Großereignisses, in der Dortmunder Geschäftsstelle. Dort ist sie als Assistentin von Marit Günther, der Kirchentags-Beauftragten der Evangelischen Kirche von Westfalen, für den westfälischen Teil des Protestantentreffens vom 19. bis 23. Juni zuständig.
„Als ich im November 2017 angefangen habe, mussten wir in der ersten Woche vor allem Umzugskisten auspacken“, erzählt Linke. In dem großen Bürogebäude an der Kronenburgallee arbeiteten damals nur 20 Leute – inzwischen sind es 120. Unter ihnen ist Linke als Dortmunderin eher die Ausnahme: Ein Großteil der Mitarbeitenden des Kirchentags zieht schon seit Jahren von Veranstaltungsort zu Veranstaltungsort. „Die haben eine eigene Zeitrechnung“, hat Linke beobachtet: Was zählt, sind nicht die Jahre, sondern die Orte: Dresden, Stuttgart, Berlin … „Dabei sind die meisten ganz jung – ich bin eine der wenigen über 50“, sagt Linke und lacht. Das wirkt sich aus: „Die haben zum Beispiel alle die inklusiven Sprachformen drauf – also ,Mitarbeitende‘ statt ,Mitarbeiter‘. Inzwischen mache ich das auch. Das färbt ab!“
Frauke Linke fühlt sich wohl in dieser besonderen Arbeitsatmosphäre, die sie als eine „gut geölte Maschine“ beschreibt – „im positiven Sinn“, wie sie betont. „Man macht sich ja gar kein Bild davon, was alles bedacht werden muss“, meint sie. Strom, Wasser, Müll, Rettungswege – für alles gibt es eigene Ansprechpartner. Sogar ein Termin für das Zusammenbauen der Papphocker steht auf dem Plan. „Natürlich wird auch Neues mit eingebaut, aber niemand muss das Rad neu erfinden – es gibt ganz feste Routinen.“
Alles, was bei diesem Kirchentag speziell westfälisch sein wird, gehört zu Linkes Aufgaben: Der Abend der Begegnung, das regionale Kulturprogramm, die beiden Themenbereiche Sport und Wandel – und eben die vielen, vielen Briefe, E-Mails, Telefonate und Gespräche, die in einer Riesenorganisation so anfallen. Ein Beispiel: Das Material für den Kirchentagssonntag am 17. Februar wurde nur im Internet bereitgestellt. Viele Male hat Linke am Telefon erklärt, dass auf eine Druckausgabe verzichtet wurde, um Ressourcen zu schonen. Auch das sogenannte Gendersternchen wird immer mal wieder kritisiert. Damit will der Kirchentag zum Ausdruck bringen, dass alle Menschen und Lebensformen beachtet werden, auch in der Sprache. Das erläutert Linke ebenfalls geduldig.
Und wenn dann der große Tag kommt? „Ich habe keine Vorstellung davon, wie das wird“, gesteht Linke. Aber ein richtiges Kirchentagserlebnis hatte sie bereits: Sie war dabei, als die Kirchentags-Geschäftsstellen-Band im Nikolai-Gemeindehaus kürzlich eine Einführung in das Kirchentagsliederbuch gab. „Wir haben zwei Stunden lang gesungen“, erzählt Linke. „Jetzt habe ich eine Ahnung, wie die Stimmung wohl sein muss, wenn man da mit so vielen Leuten steht und die frohe Botschaft herausposaunt. Das hat mich richtig berührt.“