Fußgänger-Verband fordert auf Gehwegen „Null-Toleranz-Strategie“

Schmale, zugestellte Gehwege und zentralistische Regelung des Tempolimits – der Fußgänger-Verband FUSS e.V. rügt Bundesverkehrsminister Volker Wissing und fordert eine „Null-Toleranz-Strategie“.

Der Fachverband FUSS e.V. kritisiert fehlende Regelungen auf Gehwegen
Der Fachverband FUSS e.V. kritisiert fehlende Regelungen auf GehwegenImago / Michael Gstettenbauer

Kommunen sollten nach Ansicht des Fachverbandes FUSS e.V. selbst entscheiden dürfen, wo sie Tempo 30 einführen wollen. „Bisher ist Tempo 30 fast nur in Nebenstraßen möglich – aber nicht auf den Straßen, wo die Luft am schlechtesten ist und am meisten Unfälle passieren“, sagte Verbandssprecher Roland Stimpel anlässlich eines Kongresses in Lüneburg. Er kritisierte in diesem Zusammenhang Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP), der die Kommunen bevormunde und am „überholten Zentralismus bei den Tempolimits“ festhalte.

Die Straßenverkehrsordnung müsse dringend um die Ziele Klimaschutz, Stadtentwicklung und Barrierefreiheit ergänzt werden, sagte Stimpel weiter. Eine entsprechende Resolution solle bei dem bundesweiten Umwelt- und Verkehrskongress in Lüneburg verabschiedet werden. Der Fußgänger-Verband FUSS e.V. ist Mitveranstalter. Erwartet werden rund 350 Teilnehmende aus Zivilgesellschaft, Planung, Politik und Wissenschaft.

Fußgänger-Verband: Gehwege werden zur Resterampe

Als größtes Ärgernis für Fußgänger in der Stadt bezeichnet der Verband schmale, zugestellte Gehwege. „Die Fahrbahn einschließlich der Parkplätze ist heilig. Aber der Gehweg wird zur Resterampe, da darf alles hin: Außenplätze für die Gastronomie, Ladesäulen für Elektroautos, parkende E-Scooter und Mülltonnen“, rügte Verbandssprecher Stimpel. Nötig sei eine „Null-Toleranz-Strategie“, um Gehwege weitgehend freizuhalten.

Für die Außengastronomie ließen sich Parkplätze umwidmen, schlägt FUSS e.V. vor. In München und Berlin werde das bereits praktiziert. Für E-Scooter sollten feste Abstellplätze abseits der Gehwege eingerichtet werden. Allein in Berlin gibt es nach Stimpels Angaben schätzungsweise 50.000 E-Scooter zum Verleihen: „Wenn die nicht auf den Fahrbahnen unterwegs sind, stehen sie dort im Weg, wo Menschen zu Fuß gehen wollen.“

Der Verein FUSS wurde 1985 in Berlin gegründet und hat bundesweit 1.100 Mitglieder in rund 50 Ortsgruppen. Er versteht sich als Lobby für Fußgänger und nachhaltige Mobilität. Das Umweltbundesamt unterstützt einzelne Projekte des Vereins, etwa die „GehCheckApp“ zur Erfassung der Situation auf Fußwegen. Auch der Kongress wird von Umweltbundesamt und Bundesumweltministerium gefördert.