Furcht vor Hungersnot: Luftbrücke in den Sudan gestartet

Angesichts der Not im Sudan hat die EU eine Luftbrücke eingerichtet. Die Kämpfe könnten 2,5 Millionen weitere Menschen in den Hunger treiben – dabei ist die Not jetzt schon groß.

Viele Menschen im Sudan haben bereits jetzt zu wenig zu essen
Viele Menschen im Sudan haben bereits jetzt zu wenig zu essenImago / Zuma Wire

Das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen befürchtet eine drastische Zunahme des Hungers im Sudan. In den kommenden Monaten könnten bis zu 2,5 Millionen Menschen aufgrund der Kämpfe neu in den Hunger rutschen, warnte das World Food Programme (WFP) in Rom. Mehr als 19 Millionen Menschen, etwa 40 Prozent der Bevölkerung, müssten dann hungern.

Angesichts der wachsenden Not richtete die Europäische Union eine Luftbrücke für humanitäre Hilfsgüter ein. Am Dienstag seien 30 Tonnen lebenswichtiger Güter nach Port Sudan im Osten des Landes geflogen worden, teilte die Europäische Kommission mit. Dort sei die Ladung – darunter Wasser, sanitäre Einrichtungen, Hygieneartikel sowie Ausrüstungen für Notunterkünfte – an Unicef und das UN-Welternährungsprogramm übergeben worden, die die Verteilung organisieren sollen.

Aus Beständen der Vereinten Nationen

Die EU erklärte außerdem, die sudanesische Rothalbmond-Gesellschaft finanziell bei der Bereitstellung von Erster Hilfe, Evakuierungsdiensten und psychosozialer Hilfe zu unterstützen. Erste Mittel seien hierfür freigegeben worden, die zu den 73 Millionen Euro hinzukämen, die dem Sudan 2023 bereits für humanitäre Hilfe zugewiesen worden seien. Es gehe darum, die am stärksten Gefährdeten zu unterstützen. Die Luftbrücke wird im Rahmen der Europäischen Kapazität für humanitäre Hilfe organisiert, einem EU-Instrument, das Lücken in der Hilfe bei Naturkatastrophen und von Menschen verursachten Katastrophen schließen soll. Das nun gelieferte Hilfsmaterial kommt aus Beständen der Vereinten Nationen.

„Die ohnehin schon schlimme Lage entwickelt sich zu einer humanitären Katastrophe“, erklärte auch der EU-Kommissar für Nachbarschaft und Erweiterung, Olivér Várhelyi, im EU-Parlament in Straßburg. Seit Beginn des Konflikts sind Várhelyi zufolge allein in der Hauptstadt Khartum mehr als 500 Menschen getötet und 6.000 verletzt worden. „Die Lage in den Randgebieten, vor allem in Darfur, ist noch dramatischer und wird in der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen“, sagte er.

Was hinter der Gewalt steckt

Hintergrund der Gewalt ist ein Mitte April eskalierter Machtkampf zwischen Armee-Chef General Abdul Fattah Al-Burhan und dem Befehlshaber der paramilitärischen „Rapid Support Forces“ (RSF), Mohamed Hamdan Dagalo. Die Gegner einigten sich bereits mehrfach auf Waffenruhen, die aber immer wieder gebrochen werden. Mehr als 700.000 Menschen sind nach UN-Angaben bereits vor den Kämpfen geflohen.