Friedenspreis des Deutschen Films für Briten Jonathan Glazer

Der britische Regisseur Jonathan Glazer erhält für seinen Film „The Zone of Interest“ den internationalen „Friedenspreis des Deutschen Films – Die Brücke“. Der Film sei ein ästhetisches und konzeptionelles Meisterwerk im Sinne des „Nie Wieder“ und damit auch ein brandaktueller Aufruf zu „Wehret den Anfängen“, urteilte die Jury laut Mitteilung des Bernhard Wicki Gedächtnis Fonds vom Dienstag. Die Auszeichnung ist mit 7.500 Euro dotiert und wird am 25. Juni in München verliehen.

Der oscarprämierte Film beleuchtet das Leben von Rudolf Höß, des Lagerkommandanten von Auschwitz, und dessen Familie. „Im modern-rustikal schmucken Haus mit vielen Bediensteten und mit großzügigem Garten, dessen Begrenzung die KZ-Mauer mit Stacheldraht bildet, schaut man ins Private des Massenmords und damit in die Verfasstheit eines Bürgertums, das zu allem fähig war“, heißt es in der Jurybegründung. Diesen Film werde man weder verdrängen, geschweige denn vergessen können.

Christian Friedel, der Rudolf Höß spielt, werde mit dem mit 5.000 Euro dotierten Darstellerpreis geehrt. „So wie sich generell die Frage nach der Darstellbarkeit des unfassbaren Verbrechens des Holocausts stellt, stellt sich noch konkreter die Frage, wie man einen Menschen darstellt, der – wie kaum eine andere Person näher – am Ort des Mordens stand“, urteilte die Jury. Christian Friedel löse das Darstellungsproblem erschütternd: „durch Zurückgenommenheit statt expressiver Bestialität, durch Normalität statt psychotischen Sadismus“.

Den ebenfalls mit 7.500 Euro dotierten nationalen Friedenspreis erhält Regisseurin Julia von Heinz für ihren Film „Treasure – Familie ist ein fremdes Land“. Darin erzählt sie die Geschichte einer Frau, deren Eltern jüdische Auschwitz-Überlebende sind. Julia von Heinz sei ein ergreifender und trotz des düsteren Themas unterhaltsamer Film gelungen, der daran erinnert, wie wichtig es sei, das Vergangene niemals zu vergessen, urteilte die Jury.

Der mit 5.000 Euro dotierte Spezialpreis geht an den ukrainischen Journalisten Mstyslav Chernov für seine Dokumentation „20 Tage in Mariupol“, die bereits mit dem Oscar ausgezeichnet wurde. Darin werden laut Jury „entscheidende Kriegsbilder“ durch den russischen Angriff auf die Ukraine, das katastrophale Leid der Zivilbevölkerung, Massengräber und die Bombardierung einer Entbindungsklinik gezeigt. „Ein kraftvoller, wahrhaftiger und grausamer Film. Diese Dokumentation ist schwer zu ertragen, aber notwendig.“

Seit 2002 ehrt der Bernhard Wicki Gedächtnis Fonds herausragende Filmschaffende für künstlerisch wertvolle Filme humanistischer, gesellschaftspolitischer Dimension. Der Preis erinnert an den Regisseur Bernhard Wicki, der für sein Anti-Kriegsdrama „Die Brücke“ (1959) international bekannt wurde. (01/1848/18.06.2024)