Franz von Bayern über Antisemitismus und Homosexualität
Der Urenkel des letzten bayerischen Königs konstatiert einen immer sichtbareren Judenhass. In einem Interview sagt er, was dagegen zu tun sei, und spricht zudem über gleichgeschlechtliche Liebe.
Herzog Franz von Bayern, Oberhaupt des einstigen bayerischen Herrscherhauses der Wittelsbacher, fordert einen unnachgiebigen Kampf gegen Judenhass. “Antisemitismus muss aufs Schärfste bekämpft werden. So etwas dürfen wir schlichtweg nicht erlauben”, sagte der 91-Jährige der “Augsburger Allgemeinen” (Montag). Der Urenkel des letzten bayerischen Königs Ludwig III. ergänzte: “Ich meine, dass niemand guten Gewissens Antisemitismus mit dem Grundsatz der Menschenrechte in Einklang bringen kann. Aber ich gebe zu, er ist da. Und ich fürchte, das war er immer.”
Aktuell werde Judenhass wieder sehr sichtbar, fügte der Herzog hinzu. “Ich habe auch kein Patentrezept, was man gegen ihn, abgesehen vom moralischen Standpunkt, machen kann. Dezidiert Position beziehen, ist vielleicht die beste Möglichkeit. Grundfalsch finde ich, wenn die Politik des Staates Israel und das Judentum in der Welt vermengt werden.”
Er sei in jungen Jahren viel in New York gewesen, erzählte der Adelige. “Und dort hat mich die jüdische Intelligenz, die wir in Deutschland verjagt und umgebracht haben, mit offenen Armen aufgenommen. Ich habe dort unglaublich viel gelernt und habe sowohl in New York als auch in Deutschland enge persönliche Freundschaften mit bedeutenden Persönlichkeiten der jüdischen Welt.”
Zudem sprach der Herzog über seine vergangenes Jahr bekanntgemachte Homosexualität. Es sei für ihn an der Zeit gewesen, so etwas ohne Angst offen zur Sprache zu bringen. “Das muss aber noch selbstverständlicher werden als bisher.”
Auf die Frage, ob er in frühen Jahren in seiner exponierten Position Angst oder zumindest großes Unverständnis aufgrund seiner sexuellen Orientierung verspürt habe, antwortete Franz von Bayern: “Viel Angst habe ich mir nie erlaubt. Es gibt den Spruch von mir: ‘Angst zu haben, ist viel zu gefährlich!'” Denn wer Angst habe, beginne falsch zu denken. “Sorge haben konnte man aber durchaus. Denn man soll sich schon gut überlegen, was man tut. Ich habe in diesen Fragen keine Angst gehabt, weil ich mit mir selbst meist im Reinen war.”