Forschung zur Rolle von Gefühlen bei politischen Entscheidungen
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Deutschland, Portugal, Dänemark, England, Polen und Israel untersuchen den Einfluss von Gefühlen auf Entscheidungen in der Politik. „In Zeiten, in denen eine Krise auf die nächste folgt, fühlen sich viele Bürgerinnen und Bürger verunsichert“, sagte der Politikwissenschaftler Georg Wenzelburger von der Universität des Saarlandes am Donnerstag in Saarbrücken. „Manchmal führen neue Gesetze und Maßnahmen dazu, dass eine schon aufgeheizte Stimmung weiter angestachelt wird.“ Oft dienten Beschlüsse aber auch der Beruhigung der Bevölkerung, betonte Wenzelburger, der das Projekt mit der Politologin Beatriz Carbone koordiniert.
„Hier in Saarbrücken werden wir uns etwa Parlamentsreden und Pressetexte anschauen und analysieren, wie emotional Bundestagsabgeordnete ihre Politik begründen“, erläuterte der Politikwissenschaftler. „Wir werden zudem Interviews mit einzelnen Abgeordneten führen und diejenigen Akteure befragen, die in den Ministerien die Gesetzestexte vorbereitet oder bei der Polizeigewerkschaft Stellung genommen haben.“ Sein Team setzt sich den Angaben zufolge dabei mit Themen wie Strafrechtsreformen zu Gewaltverbrechen und Sexualstraftaten auseinander.
Sozialpsychologen der beteiligten Universitäten in England und Polen untersuchten beispielsweise über Experimente mit Versuchspersonen, wie diese auf Nachrichten rund um das Thema innere Sicherheit reagieren, teilte die Saar-Universität mit. „Zudem haben wir ethnografische Fallstudien geplant, bei denen alltägliche Erfahrungen einzelner Bevölkerungsgruppe detailliert untersucht werden, etwa mit Interviews und Beobachtungen“, sagte Wenzelburger.
Das Forschungsprojekt unter dem Titel „Protemo – Emotional dynamics of protective policies in an age of insecurity“ wird den Angaben zufolge aus Mitteln des Horizon Europe Programms mit 2,8 Millionen Euro finanziert. Der Start der Untersuchungen sei für den 1. Januar 2024 vorgesehen, hieß es. Vom 11. bis 13. Juni 2024 sei eine Konferenz an der Universität des Saarlandes zu diesem Themengebiet geplant.