Forscher weisen Bearbeitungsspuren an Schöninger Holzfunden nach

Ein interdisziplinäres Forschungsteam hat neue Formen der Bearbeitung an rund 300.000 Jahre alten Speeren und anderen Holzgegenständen nachgewiesen, die vor 30 Jahren in Schöningen bei Helmstedt gefunden worden waren. Unter anderem durch 3D-Mikroskopie und Mikro-CT-Scans seien an den Hölzern Anzeichen für eine Spalttechnik gefunden worden, teilte das Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege am Dienstag mit. An der Untersuchung waren Experten des Landesamtes gemeinsam mit Forschenden der Universitäten Göttingen und Reading in Großbritannien beteiligt.

Zwischen 1994 und 1998 waren im Schöninger Braunkohletagebau die „Schöninger Speere“ entdeckt worden. Der Fund war eine archäologische Sensation. Die Speere und eine Lanze gelten nach Angaben von Forschern als die ältesten vollständig erhaltenen Jagdwaffen der Menschheit. Sie haben nach Einschätzung von Experten die wissenschaftlichen Vorstellungen zu den technisch-geistigen Fähigkeiten des frühen Menschen in Europa revolutioniert.

Die Schöninger Funde zeugten nach den neuerlichen Untersuchungen von einer langen Erfahrung in der Holzbearbeitung, technischem Know-how und von komplexen Arbeitsvorgängen, hieß es. Es habe sich eine deutlich umfangreichere und vielfältigere Bearbeitung der Fichten- und Kiefernhölzer nachweisen lassen als bislang gedacht, sagte Dirk Leder vom Landesamt für Denkmalpflege. „Damit verdoppelt sich die Zahl der bekannten Holzwaffen der Fundstelle.“ So seien Holzstämme zu Speeren und Wurfhölzern verarbeitet worden, während unbrauchbare Geräte repariert und recycelt wurden.“ Mindestens 20 Speere und Wurfhölzer seien von frühen Menschen an einem Seeufer zurückgelassen worden.

Das Forschungsmuseum Schöningen will ab Juni den Werkstoff Holz und seine Einflüsse auf die Menschheitsgeschichte in einer Sonderausstellung thematisieren. Unter dem Titel „Holz macht Sachen!“ sollen Holzartefakte von Fundstätten aus Niedersachsen gezeigt werden. Präsentiert werden beispielsweise Bohlenwege, die durch moorige Böden führten, Grabbeigaben, Möbelstücke oder auch Teile von Schiffswracks aus der Weser – und natürlich auch die „Schöninger Speere“.