Forscher: Papst hat das Richtige zum Klima gesagt – Nun handeln

Vor 200 Jahren wurde der Treibhauseffekt erstmals beschrieben. Doch noch heute sei der Einsatz gegen die Klimakrise nicht entschieden genug, kritisieren Fachleute. Sie setzen auch auf neue Kommunikationsweg.

Der Klimaforscher Mojib Latif kritisiert die Weltklimakonferenz (COP) in Baku. Das Format sei bereits im Jahr 2015 gescheitert gewesen, sagte Latif am Samstagabend in Hannover. 2015 hatte sich die Staatengemeinschaft in Paris darauf verständigt, die Erderwärmung auf deutlich unter 2 Grad gegenüber dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen. Laut Latif war jedoch klar, dass die geplanten Maßnahmen nicht ausreichen würden, um dieses Ziel zu erreichen.

Es brauche andere Wege, um ins Handeln zu kommen, mahnte der Experte. Er verwies auf die Umwelt-Enzyklika von Papst Franziskus: Darin hatte der Papst gefordert, sich von wissenschaftlichen Erkenntnissen bewegen zu lassen. “Der Papst hat das Richtige gesagt”, so Latif. Es brauche eine weltweite Zusammenarbeit, die derzeit jedoch durch autokratische Tendenzen erschwert werde.

Latif ist Seniorprofessor am Geomar Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung in Kiel und seit 2022 Präsident der Akademie der Wissenschaften in Hamburg. Er äußerte sich beim Symposium “Jenseits von 1,5 Grad – Welche Chancen bietet eine schonungslose Klimakommunikation?”.

Klimaforscher Gunther Seckmeyer sprach von einem Totalversagen bei der Verringerung von Treibhausgasen. Die Öffentlichkeit wisse seit 1990 davon, als der erste Bericht des Weltklimarates erschien. Seither hätten Menschen mehr CO2 in die Atmosphäre ausgestoßen als im gesamten Zeitraum zuvor. Es brauche eine Einigkeit im politischen Raum, die dann ausstrahlen könne, so Seckmeyer: Dies habe beispielsweise bei der Bekämpfung des Ozonlochs funktioniert.

Der Sozialwissenschaftler Thomas Köhler kritisierte, dass immer noch ein Schwerpunkt auf positiver Kommunikation über die Klimakrise liege. Manche Entwicklungen seien nicht mehr umkehrbar, und dies müsse offen benannt werden. Zudem könne sogenannte paradoxe Kommunikation mehr bewirken: “Wenn wir offenen Auges auf Katastrophenszenarien zusteuern, kann sich noch etwas tun.”

In der “Rheinischen Post” hatte Latif zuvor vorgeschlagen, dass sich die “großen Verursacher” von Emissionen zusammensetzen und handeln müssten. “China und die USA verursachen zusammen fast die Hälfte der globalen Emissionen, die G-20-Staaten zusammen 80 Prozent.” Der Meteorologe forderte Ehrlichkeit von der Politik: “Wir haben das 1,5-Grad-Ziel de facto schon gerissen. Wir werden es nicht mal schaffen, die Erderwärmung unter zwei Grad gegenüber der vorindustriellen Zeit zu halten.” Umso wichtiger sei es, jetzt zu handeln. “Es ist fünf nach zwölf.”

Latif kritisierte auch die Wahl des Ortes: “Es ist absurd, wenn Klimakonferenzen in Staaten stattfinden, die wie die Vereinigten Arabischen Emirate oder Aserbaidschan von Öl oder Gas leben. Diese Staaten blockieren den Ausstieg aus den fossilen Brennstoffen, obwohl der dringend geboten ist.” Gut sei nur, dass dort die Entwicklungsländer gehört würden und Technologiemessen entstünden.