Forscher: Fußball-EM kann entlastende Funktion für Gesellschaft haben

Die Fußball-EM und das damit verbundene Gemeinschaftserlebnis kann nach den Worten des Wissenschaftlers Jürgen Mittag in Krisenzeiten eine entlastende Funktion haben. Sport sei ein wesentlicher Bestandteil von Kommunikation und bringe Menschen zusammen, „gerade in einer Gesellschaft, die zunehmend sich fragmentierter präsentiert“, sagte der Professor für Sport und Politik an der Deutschen Sporthochschule Köln am Samstag im WDR5-„Morgenecho“. Fußball könne Stimmungen beeinflussen und verstärken. „Aber, dass Sport als Allheilmittel dienen kann, das wäre eine Überverantwortung an den Sport“, betonte Mittag.

Denn so, wie der Fußball eine zusammenbringende und verstärkende Wirkung habe, könne es auch ins Gegenteil laufen, wenn die Ergebnisse schlechter seien. „Dann kann es in der Tat auch dazu kommen, dass das positive Moment relativ schnell ins Gegenteil umschlägt“, unterstrich der Geschichts- und Politikwissenschaftler. „Man darf den Sport sicherlich nicht überkonfrontieren mit Erwartungshaltungen, die so nicht einzulösen sind.“

Für die Fußballspieler sei der Druck bei der am Freitag gestarteten EM im eigenen Land „noch mal eine Spur höher“, unterstrich Mittag. „Aber auf der anderen Seite kann so etwas natürlich auch positiv verstärkend wirken.“ Beim Eröffnungsspiel gegen Schottland, welches die deutsche Mannschaft mit 5:1 gewonnen hatte, seien die Spieler „begeistert begrüßt worden“ und es habe generell eine gute Stimmung im Stadion geherrscht. „Dann wird sicherlich auch der eine oder andere Akteur noch mal das Quäntchen an Leistung zusätzlich vielleicht drauflegen, was notwendig ist, um dann eine solche Europameisterschaft auch erfolgreich zu bestreiten“, erklärte der Wissenschaftler.