Fonds soll Bürgerengagement in Ostdeutschland stärken

Angesichts des Erstarkens von antidemokratischen Kräften wollen private Stiftungen, Organisationen und Unternehmen Menschen in Ostdeutschland fördern, die sich vor Ort engagieren. Für Projekte zur Stärkung des gesellschaftlichen Zusammenhalts werde bis Juli 2024 ein Gemeinschaftsfonds mit einer Million Euro eingerichtet, sagte der Geschäftsführer der Stiftung Bürger für Bürger aus Halle, Olaf Ebert, am Dienstag in Berlin bei der Vorstellung der Initiative „Zukunftswege Ost“.

Daraus sollen unbürokratisch Projekte in ländlichen Regionen mit bis zu 5.000 Euro gefördert werden. Eine Gesinnungsprüfung werde es nicht geben, hieß es. Die Kriterien für die Förderung von Vielfalt und Zusammenhalt würden Initiativen rechtsextremer Parteien ausschließen. Gefördert werden sollen etwa Projekte für benachteiligte Jugendliche oder behinderte Menschen.

Ziel sei die Stärkung von Initiativen, die sich für eine demokratische Kultur, ein friedliches Miteinander und die Gleichwertigkeit aller Menschen einsetzen,
teilte der Bundesverband Deutscher Stiftungen mit. Engagierte sollten mit ihren Aktivitäten stärker in den öffentlichen Fokus gerückt werden, hieß es weiter.

Der Bundesverband beobachtet nach eigenen Worten mit Sorge, dass sich viele von ihnen, insbesondere jenseits der urbanen Zentren Ostdeutschlands, immer größerem Druck ausgesetzt sehen. Das Erstarken demokratiefeindlicher Kräfte, der von ihnen beförderte Vertrauensverlust nicht nur in staatliche, sondern auch in zivilgesellschaftliche Institutionen führe dazu, dass sich Engagement im schlimmsten Fall nicht mehr entfalten könne.

Die Vorständin der Dresdner Cellex Stiftung, Eva Sturm, sagte, das Engagement in Ostdeutschland für Demokratie sei sehr groß und oft lokal und kooperativ. Es finde aber nicht immer in auskömmlichen Strukturen und häufig in Bedrohungslagen statt. Es herrsche ein finanzielles Ungleichgewicht, das umgekehrt proportional zum Bedarf an Unterstützung sei, sagte sie mit Blick auf die ungleiche Verteilung von Stiftungen in Ost- und Westdeutschland. Nötig sei mehr privates Kapital für zivilgesellschaftliches Engagement. Geplant sei ein Schulterschluss von Politik, Wirtschaft, Stiftungen und Engagierten.

Der Vorstandsvorsitzende der Hamburger Zeitstiftung Bucerius, Manuel Hartung, sagte mit Blick auf die anstehenden Landtagswahlen in mehreren ostdeutschen Bundesländern, es gelte, die liberale Zivilgesellschaft zu fördern und Freiheiten zu verteidigen. „Wir möchten den Mut der Vielen wertschätzen“, sagte Hartung.

Der Beauftragte der Bundesregierung für Ostdeutschland, Carsten Schneider (SPD), wies als Schirmherr der Initiative auf das Engagement vieler Menschen in Ostdeutschland für eine offene Gesellschaft hin. Deren Einsatz etwa in Kirchen und Vereinen sei wichtig für die Demokratie.

Die Initiative geht auf den Bundesverband Deutscher Stiftungen und einige seiner Mitglieder zurück. Dazu gehören die Stiftung Bürger für Bürger, die Hamburger Zeitstiftung Bucerius, die Cellex Stiftung und die Freudenberg Stiftung aus Weinheim an der Bergstraße.