Folterkommandant hinter Gittern

Dass Ousman Sonko keine weiße Weste hat, lässt sich schon beim Blick auf seine berufliche Laufbahn vermuten. Im kleinen westafrikanischen Land Gambia legte der inzwischen 55-Jährige unter Diktator Yahya Jammeh eine steile Karriere hin. Nun wurde der „Folterkommandant von Gambia“ in der Schweiz wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu 20 Jahren Haft verurteilt.

Die Karriere des ehemaligen Innenministers von Gambia beginnt, als er bei der Präsidentengarde anheuert – ein Jahr nachdem sich Jammeh 1994 an die Macht geputscht hat. Als Mitglied der Garde soll Sonko am Kommando beteiligt gewesen sein, das im Jahr 2000 den Soldaten Almamo Manneh ermordete, weil der angeblich einen Coup geplant hatte. Mannehs Frau wirft Sonko vor, sie nach dem Mord mehrfach vergewaltigt zu haben.

Anfang der 2000er Jahre wird Sonko erst stellvertretender Kommandant der Präsidentengarde, kurz darauf ihr Chef. In der Zeit ist er bereits ein enger Vertrauter Jammehs, der ihn 2005 zum Polizeichef ernennt und ein Jahr später zum Innenminister. In der Rolle unterstehen ihm die Polizei, der Geheimdienst und die Gefängnisse, in denen Folter von politischen Gegnern an der Tagesordnung ist. Noch im April 2016, nur Monate vor Ende des Regimes, foltert Sonko nach Überzeugung des Gerichts mit anderen zusammen Oppositionelle und tötet einen Organisator von Protesten.

Als klar wird, dass ein Umsturz nicht mehr verhindert werden kann, setzt sich Sonko im September 2016 nach Europa ab. Er beantragt eine Aufenthaltsgenehmigung in Schweden und geht in die Schweiz, als diese abgelehnt wird. Dort wird er im Januar 2017 in einem Zentrum für Asylbewerber im Kanton Bern festgenommen, nachdem die Organisation Trial International die Behörden auf ihn aufmerksam gemacht hat. Wenige Tage später verlässt auch Yahya Jammeh Gambia und geht ins Exil nach Äquatorialguinea, wo der Internationale Strafgerichtshof nicht anerkannt wird.

Im Fall von Sonko reichte das Schweizer Bundesstrafgericht in Bellinzona, um ihn zur Rechenschaft zu ziehen. Die Strafkammer komme zu dem Schluss, dass Sonko die ihm zu Last gelegten „Tötungen, Freiheitsberaubungen und Folterungen, im Rahmen eines systematischen Angriffs gegen die Zivilbevölkerung begangen hat“, hieß es zur Begründung des Urteils.

Grundlage des Verfahrens war das sogenannte Weltrechtsprinzip, mit dem schwere Verbrechen strafrechtlich verfolgt werden können, auch wenn sie im Ausland begangen wurden. Der Ex-Minister bestritt während des Prozesses die Zuständigkeit des Gerichts und erklärte sich für unschuldig. Er ist bisher der höchste Beamte aus Jammehs Regime, der sich für die Verbrechen vor einem Gericht verantworten musste.