Flüchtlingsrat fordert von Bayern Abschiebestopp für Jesiden

Jesiden sind eine religiöse Minderheit mit Wurzeln vor allem im Irak. Dorthin schiebt Bayern rigoros ab, wie der Bayerische Flüchtlingsrat moniert. Warum die Organisation das für unmenschlich hält.

Der Bayerische Flüchtlingsrat wirft dem Freistaat „besondere Härte“ bei der Abschiebung von Jesiden in den Irak vor. Seit Mitte 2023 gebe es keine Einschränkungen mehr bei Abschiebungen in den Irak, teilte der Rat am Donnerstag in München mit. Während aber Nordrhein-Westfalen und Thüringen zumindest einen vorläufigen Abschiebestopp für jesidische Frauen und Mädchen erlassen hätten, schiebe Bayern rigoros ab. „Das ist vollkommen inakzeptabel“, so der Rat. Bayern müsse dringend einen Abschiebestopp für Jesidinnen und Jesiden beschließen, zumal Deutschland seit 2023 den Völkermord an ihnen anerkenne.

Jesiden sind eine religiöse Minderheit unter den Kurden. Weltweit hat die monotheistische Religionsgemeinschaft mehrere hunderttausend Mitglieder. Erstmals erwähnt werden die Jesiden in nahöstlichen Quellen aus dem 12. Jahrhundert. Ihr Name geht vermutlich auf den frühislamischen Kalifen Yazid I. ibn Muawiya (680-683) zurück. Jesiden leben vor allem im nördlichen Irak, viele sind von dort jedoch vor der Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) geflüchtet. Außerdem leben Jesiden in Nordsyrien, dem Nordwestiran und in der südöstlichen Türkei.

Die Abschiebungen Bayerns in den Irak beträfen nicht nur Jesiden, erklärte der Flüchtlingsrat darüber hinaus. Im Freistaat lebten rund 5.000 Geduldete mit irakischer Staatsangehörigkeit. Seit einigen Monaten entzögen die Ausländerbehörden diesen Menschen im großen Stil Arbeitserlaubnisse. „Auch Personen, die erfolgreich zur Schule gehen oder eine Ausbildungszusage haben, sind bedroht“, hieß es.

Dies sei absurd und nicht nachvollziehbar, kritisierte der Rat. Menschen würden dadurch in Verfolgung und Perspektivlosigkeit zurückgeschickt. „Mit dieser rigorosen Abschiebepraxis handelt das Innenministerium weder menschlich noch logisch“, kritisierte die Hilfsorganisation.