Fehrs sieht Bewusstseinswandel bei sexualisierter Gewalt

Eine “Kulturveränderung” sieht die EKD-Ratsvorsitzende Kirsten Fehrs beim Umgang mit sexualisierte Gewalt. Schutzkonzepte würden laufen. Aber es brauche Zeit.

Die EKD-Ratsvorsitzende Kirsten Fehrs sieht eine "Kulturveränderung" beim Umgang mit sexualisierter Gewalt
Die EKD-Ratsvorsitzende Kirsten Fehrs sieht eine "Kulturveränderung" beim Umgang mit sexualisierter Gewaltepd-bild / Peter Jülich

Beim Umgang mit Fällen sexualisierter Gewalt sieht die amtierende Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Kirsten Fehrs, eine Kulturveränderung in der evangelischen Kirche. „Ich behaupte schon, dass seit Längerem ein Bewusstseinswandel stattfindet und es eine höhere Sensibilisierung gibt“, sagte Fehrs dem Evangelischen Pressedienst (epd). Dies sei jedoch noch nicht überall gleich stark ausgeprägt.

„Wir können nie ausschließen, dass sexualisierte Gewalt noch geschieht, aber insgesamt ist die Kulturveränderung in Gang gebracht“, sagte die Hamburger Bischöfin. Es brauche Zeit, bis alle Pastorinnen und Pastoren und Ehren- wie Hauptamtliche geschult seien und Schutzkonzepte flächendeckend wirkten. Fehrs will sich im November bei der EKD-Synode in Würzburg als Ratsvorsitzende zur Wahl stellen. Das Amt hatte sie nach dem Rücktritt von Annette Kurschus im vergangenen Jahr kommissarisch übernommen.

EKD-Synode diskutiert über sexualisierte Gewalt

Auf der Synode wird auch erstmals seit Veröffentlichung der sogenannten Forum-Studie zu Häufigkeit und Ursachen sexualisierter Gewalt in der evangelischen Kirche und der Diakonie über die Ergebnisse diskutiert. Ein unabhängiges Forscherteam geht darin von mindestens 1.259 Beschuldigten, darunter 511 Pfarrer, und 2.225 Betroffenen sexualisierter Gewalt aus.

Die 63-jährige Theologin betonte, eine Historisierung der Taten, die zur Relativierung des Leids führe, dürfe es nicht geben. „Zugleich bleibt zu fragen, ob der Zeitpunkt der Taten gar keine Rolle spielt.“ Denn von den 511 beschuldigten Pfarrern und Kirchenbeamten in der Studie seien 500 vor dem Jahr 2000 ordiniert worden. Solch eine historische Einordnung könne daher auch ein Hinweis darauf sein, dass sich in einer Institution etwas verändert habe, sagte Fehrs.

Die Studie habe viele Punkte bestätigt, an denen bereits gearbeitet werde, wie etwa die Anpassung der Anerkennungsleistungen, Änderungen im Disziplinarrecht oder der Aufbau eines Netzwerks für Betroffene, das vor einer Woche online gegangen ist. Auf der Synode soll nun ein Maßnahmenplan mit mehr als 40 Punkten vorgestellt werden, der die Empfehlungen der Forscher aufnimmt.