Fast alles kriegen sie wieder flott

Schrauben statt neu kaufen – dafür ist das Repair-Café der Kirchengemeinde Pinneberg da. Für Holger Jensen dient das zur Bewahrung der Schöpfung. Krisenzeiten ändern daran nichts.

Im Repair-Café wird auch mal ein altes Fahrrad wieder flott gemacht
Im Repair-Café wird auch mal ein altes Fahrrad wieder flott gemachtPrivat

Pinneberg. Wenn die Kaffeemaschine kaputt geht, werfen die meisten Menschen sie weg und kaufen eine neue. Dabei ist die Reparatur für Fachkundige sehr einfach: „Oft reicht der Austausch einer kleinen Sicherung, um die Maschine zu reparieren“, erklärt Holger Jensen, der 2014 im Gemeindesaal der Lutherkirche in Pinneberg ein Repair-Café ins Leben gerufen hat. Nach der Coronapause ist die Werkstatt mit ihren Ehrenamtlichen jetzt wieder aktiv.

„Entstanden ist die Idee aus einer kirchlichen Gruppe heraus“, erzählt Jensen. Bei „Leben fair-ändern“ ging es um Nahrungsmittel-Rettung, regionales Einkaufen und ganz allgemein um Nachhaltigkeit. Als Jensen, der Elektrotechnik studiert hat, einen Beitrag über ein Repair-Café hörte, fasste er den Entschluss, so etwas auch in Pinneberg anzubieten. „Es werden viel zu viele Dinge weggeworfen“, sagt er. „Mit einem Repair-Café leisten wir einen Beitrag, um die Schöpfung zu bewahren.“ Gleichzeitig gehört zum Konzept, mit anderen ins Gespräch zu kommen und Gemeinschaft zu fördern.

„Ein erhebendes Gefühl“

Und so helfen Ehrenamtliche Helfer viermal pro Jahr Leuten, die mit kaputten Sachen unter dem Arm in den Gemeindesaal kommen. Gemeinsam werden Geräte aufgeschraubt und begutachtet. „Es ist immer für alle ein erhebendes Gefühl, wenn das kaputte Teil auf einmal wieder funktioniert“, so Jensen.

Viel los im Pinneberger Repair-Café
Viel los im Pinneberger Repair-CaféPrivat

Das ist oft der Fall, denn die Erfolgsquote im Repair-Café der Lutherkirche ist hoch. „Ungefähr 80 Prozent der Sachen können wir reparieren“, berichtet Jensen. Mit der Zeit haben seine Ehrenamtlichen Erfahrungen gesammelt. Bei Staubsaugern oder Lampen seien es oft die gleichen Dinge, die kaputtgehen würden.

Bis zu 25 Helfer sind jedes Mal im Einsatz. „Vor Gründung des Repair-Cafés habe ich herum gefragt, und es ist erstaunlich, wie viele Leute Spezialkenntnisse auf unterschiedlichen Gebieten haben. Oft sind sie froh, dass sie ihr Know How auch im Ruhestand noch irgendwo einbringen können.“ Ein Pool aus 44 Leuten steht Holger Jensen mittlerweile zur Verfügung.

Gut besucht – von Anfang an

Dass in Krisenzeiten mehr Sachen repariert werden, hat der Experte fürs Reparieren nicht beobachtet. „Wir waren von Anfang an gut besucht“, erzählt er. Als besonders eindrücklich ist ihm in Erinnerung, dass immer mal Damen mit alten Röhrenradios kommen. Das sei meistens ein Erbstück des Vaters – und wenn es wieder funktioniere, sei das ein sehr emotionaler Moment.

Neben den Reparaturen gibt es das Café, um das Miteinander angenehm zu gestalten. „Wir haben das Glück, dass wir von einem Bäcker unterstützt werden, der uns den Kuchen spendet“, sagt Jensen. Ein Glück sei es auch, in der Kirchengemeinde arbeiten zu können, denn damit seien rechtliche Hürden aus dem Weg geräumt. „Für ein Repair-Café braucht man einen Raum mit Küche, die Gemeinde als Spendenempfänger und eine Versicherung für die Ehrenamtlichen. Das alles bekommen wir über die Kirchengemeinde.“

Kuchen gegen Spende

Für die Reparaturen und den Kuchen werden die Besucher um eine Spende gebeten. „Das funktioniert gut“, sagt Jensen. So konnte die Kirche aus den Spenden vor Kurzem einen Defibrillator für das Gemeindehaus finanzieren.

Info
Das nächste Repair-Café im Gemeindehaus der Lutherkirche in Pinneberg findet am Samstag, 5. November, von 14 bis 17 Uhr statt.