Fall Latzel geht erst im Herbst in die Berufung

Wegen Volksverhetzung ist der Theologe zu einer Geldstrafe verurteilt worden, dagegen hat der Geistliche Berufung eingelegt. Auf diese Verhandlung muss er noch warten.

Pastor Olaf Latzel (li.) vor Beginn des Prozesses im November 2020
Pastor Olaf Latzel (li.) vor Beginn des Prozesses im November 2020Tristan Vankann / epd

Bremen. Im Fall des wegen Volksverhetzung vom Bremer Amtsgericht verurteilten Pastors Olaf Latzel gibt es zeitnah keinen Termin für die Berufung in der nächsten Instanz, die der evangelische Theologe eingelegt hat. „Die zuständige Kammer ist aktuell bereits bis in den Oktober mit terminierten Hauptverhandlungen verhindert“, erklärte der Sprecher des Landgerichtes Bremen, Jan Stegemann, auf epd-Anfrage. „Vor November dürfte daher wahrscheinlich vorbehaltlich frei werdender Sitzungstage mit der Verhandlung nicht begonnen werden.“

„Voraussichtlich wird die Verhandlung dann mehr als einen Tag in Anspruch nehmen, allerdings nicht deutlich darüber“, ergänzte Stegemann. Das Amtsgericht hat den konservativen Theologen Latzel im November wegen Volksverhetzung zu einer Geldstrafe von 8.100 Euro verurteilt, wogegen der 53-Jährige Berufung einlegte. Das Urteil, das für bundesweite Schlagzeilen sorgte, ist deshalb noch nicht rechtskräftig.

Zum Hass aufgestachelt

Nach Auffassung des Amtsgerichts hatte der Theologe in einem sogenannten „Eheseminar“ im Oktober 2019 zum Hass gegen Homosexuelle aufgestachelt. Im Verlauf des Seminars warnte er unter anderem, Homosexualität sei eine „Degenerationsform von Gesellschaft“. Außerdem sagte er: „Überall laufen die Verbrecher rum vom Christopher Street Day“.


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Gegen Latzel läuft ein kirchenrechtliches Disziplinarverfahren, das bis zu einem gerichtlichen Urteil ruht. Eine vorläufige Dienstenthebung wurde zwischenzeitlich wieder aufgehoben.

In den vergangenen Wochen haben immer wieder Unbekannte die historische Bremer St.-Martini-Kirche beschmiert, an der Latzel arbeitet. Außerdem wurde das Auto des Pastors zerkratzt und Latzel bedroht. Die Polizei ermittelt.

Schmierereien werden entfernt

Die Arbeiten einer Spezialfirma zur Entfernung der Schmierereien an der St.-Martini-Kirche haben gerade begonnen. Die Farbe werde unter anderem per Hochdruck mit heißem Wasserdampf entfernt, sagte Kirchenarchitekt Thilo Wichmann dem epd. Die Arbeiten kosten nach seinen Angaben insgesamt knapp 20.000 Euro.

Die Leitung der Bremischen Evangelischen Kirche erhält im Zusammenhang mit den Vorgängen um die Äußerungen von Latzel beleidigende, drohende und abschätzige Zuschriften, Mails und Anrufe aus dem Kreis derjenigen, die den Pastor unterstützen. „Dabei geht es um Glaubensfragen, Homosexualität und dienstrechtliche Entscheidungen“, sagte Bremens leitender Theologe Bernd Kuschnerus vor der digitalen Frühjahrssynode der Kirche. „Wir werden mit Hassrede in verschiedenen Abstufungen konfrontiert.“ (epd)