Fachkräftemangel: Laumann kündigt Hilfe bei Arbeitsvermittlung an

Die nordrhein-westfälische Landesregierung will ihre Anstrengungen bei der Eindämmung des Arbeits- und Fachkräftemangels verstärken. Dazu will das Land junge Leute, Menschen mit Behinderung, arbeitsfähige Bezieher von Bürgergeld und Zugewanderte stärker bei der Vermittlung in Lehrstellen und Arbeitsplätze unterstützen, wie Arbeitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) am Freitag in Düsseldorf ankündigte. Diese Vermittlungsoffensive in Zusammenarbeit mit den 18 kommunalen Jobcentern soll die bereits vor einem Jahr gestartete Fachkräfteoffensive ergänzen.

„Der Mangel an Arbeits- und Fachkräften ist allgegenwärtig“, sagte der Minister. „Wir brauchen jede und jeden auf dem Arbeitsmarkt, um die Herausforderungen der Zeit von Klimaschutz bis zur Sicherung der Pflege in einer alternden Gesellschaft zu stemmen.“ Er verwies auf einen „Paradigmenwechsel“ in der Arbeitsmarktpolitik. Früher habe es Massenarbeitslosigkeit gegeben, jetzt sei der Arbeits- und Fachkräftemangel die größte Herausforderung.

Zurzeit sind den Angaben zufolge in NRW rund 711.000 Menschen arbeitslos gemeldet, darunter knapp 300.000 Langzeitarbeitslose und insgesamt 450.000 ohne Berufsabschluss. Zugleich gebe es 150.000 freie Stellen, davon aber 120.000 nur für Fachkräfte – somit verblieben lediglich 30.000 für Ungelernte. Die Arbeitslosenquote insgesamt liege bei 7,2 Prozent, bei Ungelernten sei sie mit 23 Prozent deutlich höher, hieß es. Konkrete Angebote zur Integration in Arbeit oder Ausbildung sollen hier zur Entschärfung der Lage beitragen: „Es ist eine Frage der Gerechtigkeit, dass diejenigen, die arbeiten können, auch arbeiten gehen“, betonte der Minister.

Auch die Zahl der freien Lehrstellen ist den Angaben zufolge mit 108.000 inzwischen höher als die Zahl der Bewerber mit 103.000. Zugleich werde die Zahl der Erwerbspersonen in NRW in den nächsten zehn Jahren um rund sieben Millionen schrumpfen, sagte der Leiter der Regionaldirektion NRW der Bundesagentur für Arbeit, Roland Schüßler. Sogenannte Übergangslotsen sollen Schülerinnen und Schüler deshalb bei der Suche nach Ausbildungs- und Praktikumsstellen unterstützen und so die Übergänge in eine Berufsausbildung beschleunigen.

Angesichts des Arbeitskräftemangels werde auch die Eingliederung von Zugewanderten oder Geflüchteten in den NRW-Arbeitsmarkt immer wichtiger, betonte Laumann. Allein seit 2017 seien zwei Drittel der in dieser Zeit neu geschaffenen 170.000 sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätze von Menschen mit Zuwanderung besetzt worden. Deshalb seien etwa eine zügige Berufsanerkennung und stärkere Qualifizierung bei diesen Menschen besonders wichtig.

Potenzial sehen Laumann und Schüßler auch bei den Menschen mit Behinderung. Von ihnen sind etwa 50.000 arbeitslos gemeldet, davon hat die Hälfte eine abgeschlossene Berufsausbildung oder eine akademische Ausbildung. Diese Menschen könnten einen wichtigen Beitrag zum Erfolg eines Unternehmens leisten.