Expertin: Fokussierung auf AfD im Superwahljahr falsch

In Brandenburg steht ein Superwahljahr an. Die Chefin der Landeszentrale für Politische Bildung rät dazu, in Debatten mehr über Inhalte als über pauschal über Parteien zu sprechen. Wichtig sei auch Deeskalation.

Trotz AfD-Umfragehoch macht sich die Leiterin der Landeszentrale für Politische Bildung, Martina Weyrauch, keine Sorgen um Brandenburgs Demokratie. Eine Fokussierung auf die AfD in den Debatten zum Superwahljahr sei falsch, sagte sie den Potsdamer Neuesten Nachrichten am Dienstag. „Es geht nicht um die Partei, sondern um antidemokratische Positionen.“

Es sei wichtig, die aufgeregte Grundstimmung zu deeskalieren und über Inhalte zu sprechen. „Es gibt auch in Brandenburg nicht ‚den‘ alten weißen Mann, der AfD oder antidemokratische Parteien wählt, und ‚die‘ junge Kosmopolitin, die Grün wählt. Jeder regt sich über unterschiedliche Punkte auf. Die Bevölkerung hat das Gefühl, es sei etwas im Wanken, im Umbruch“, sagte Weyrauch und betonte, dass die Mehrheit für das Grundgesetz und die Demokratie sei.

In Brandenburg stehen im Juni die Kommunalwahlen und die Europawahl an, im September dann die Landtagswahl. Nach den jüngsten Umfragen käme die AfD bei der Landtagswahl auf knapp 30 Prozent und liegt damit deutlich vorn.

„Wir sollten immer wieder versuchen, uns in die Situation des anderen hineinzuversetzen und zu gucken, was wirklich extremistisch und was einfach nur der Unmut ist“, so die Expertin für politische Bildung. Aktuell wandelten sich Positionen, ihre Vertreter und auch die Themen, die Emotionen auslösten, ständig. „Wir sollten mit wachen Augen auf alle Kandidaten, Parteien und Vereinigungen gucken.“

Weyrauch begrüßte die bundesweiten Demonstrationen gegen Rechtsextremismus: „Mir macht es Mut, dass sich die Mitte, die sich vielleicht weniger für Politik interessiert, artikuliert.“ Zugleich betonte sie: „Ich würde mich freuen, wenn die Leute nicht nur zu Demonstrationen gehen, sondern sich sagen: Ich engagiere mich im Verein, in der Kirchengemeinde oder in der Partei und versuche, die Demokratie hier zu stärken.“