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Experten zu Merz-Plan: “Unsinnigste Luftbrücke, die es je gab”

Die Bundesluftwaffe soll in Abstimmung mit Israel Lebensmittel über dem Gazastreifen abwerfen. Fachleute einer Denkfabrik für humanitäre Hilfe halten die spektakuläre Aktion für Unfug.

Das Vorhaben von Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU), die hungernde Bevölkerung im Gazastreifen mit Fallschirm-Abwürfen durch die Bundeswehr zu versorgen, findet weiter Ablehnung bei Experten. Das Centre for Humanitarian Action (CHA) sprach am Dienstag von der “unsinnigsten Luftbrücke, die es je gab”. Es handle sich um “Symbolpolitik und Geldverschwendung, während wirksame Maßnahmen trotz des unfassbaren Leids in Gaza nicht ergriffen werden”, so die Denkfabrik für humanitäre Hilfe, die auch Politiker im Bundestag berät.

CHA-Leiter Ralf Südhoff erläuterte, Hilfe aus der Luft sei bis zu 35 mal teurer als Land-Konvois. Ein einziger Lastwagen könne dieselbe Menge an Gütern bringen wie ein durchschnittlicher Transportflug. Solche Luftabwürfe würden üblicherweise “nur als allerletztes Mittel” eingesetzt, wenn Krisengebiete anders nicht erreichbar seien. “Mit Israel eine Luftbrücke zu vereinbaren, während lange Kolonnen von Hilfskonvois an der wenige Kilometer entfernten Grenze stehen und kaum passieren dürfen, ist daher reine Symbolpolitik”, so Südhoff.

Südhoff war unter anderem Direktor des Regionalbüros des Welternährungsprogramms WFP während der Syrienkrise und ist mit der Praxis von Luftabwürfen vertraut. Es gebe “keine Hilfe, bei der man schlechter kontrollieren kann, wen sie erreicht”, sagte Südhoff. Gerade die Schwächsten und Bedürftigsten hätten die schlechtesten Chancen, sie tatsächlich zu erhalten. Immer wieder würden auch Menschen von den Paletten getroffen. Zugleich koste eine Luftbrücke “Unsummen”, die dann für verlässliche Hilfe auf dem Landweg fehlten.

Der CHA-Direktor kritisierte die geplante deutsche Hilfsoperation als ein “Programm zur Geldverschwendung, während die Bundesregierung gleichzeitig ihre weltweite deutsche humanitäre Hilfe halbiert”. Deutschland müsse gemeinsam mit Partnern Druck auf die israelische Regierung ausüben, um Hilfe auf dem Landweg durchzusetzen, statt sich solchen Initiativen weiter zu versperren. “Symbolische Luftabwürfe” würden die Hungersnot in Gaza nicht stoppen, sagte Südhoff.