Experten entwickeln deutsch-niederländisches Gesundheitsnetzwerk

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Deutschland und den Niederlanden wollen die grenzüberschreitende Zusammenarbeit im Gesundheitswesen verbessern. Nicht zuletzt die Covid-19-Pandemie habe gezeigt, dass öffentliche Gesundheit nicht an der Grenze haltmache, erklärte das Universitäts-Klinikum Münster (UKM) am Freitag. Bisher würden Ressourcen wie Intensivbetten, Personal und Medikamente nicht im regionalen Verbund geplant, sondern in den verschiedenen Staaten.

Wenn man in Versorgungsregionen über Bundesländer- und Staatsgrenzen hinwegdenke und voneinander lerne, profitierten davon die Patienten, die Krankenhäuser selbst und das medizinische Personal, sagte der Ärztliche Direktor und Vorstandsvorsitzende des UKM, Alex W. Friedrich. Das Uniklinikum ist der deutsche klinische Partner des Euregio-Projekts „Bridge“, in dem Politik- und Sozialwissenschaftler, Mediziner, Ingenieure und Informatiker der niederländischen Universität Twente mit der Universität Münster zusammenarbeiten.

Mit „Bridge“ solle ein digitales Gesundheitsnetzwerk aufgebaut werden, hieß es weiter. Durch die gemeinsame Nutzung von Materialien, Kapazitäten und Personal sollen die Krankenhäuser in der Grenzregion bei einem plötzlichen Notfall schnell über die benötigten Ressourcen verfügen, ohne sie überall ständig vorhalten zu müssen. Für die Patienten bedeute das kürzere Wege und einen schnelleren Zugang zu spezialisierter Versorgung, so das Uniklinikum Münster.

Derzeit gibt es in der Region demnach bereits einen grenzüberschreitenden Austausch von Hubschraubern und Krankenwagen sowie in der Notfall- und pädiatrischen Akutversorgung. Die Bereiche seien jedoch getrennt organisiert und basierten auf individuellen Vereinbarungen, hieß es. Durch „Bridge“ solle eine digitale Plattform installiert werden, um die Koordination zu erleichtern. Vorbild dafür ist den Angaben zufolge die Datenbank für Covid-19-Intensivpatienten, die das UKM im ersten Pandemiejahr für eine zentrale Bettensteuerung in Nordrhein-Westfalen eingerichtet hatte. Dadurch konnten damals auch Patienten aus den Niederlanden, Belgien und Frankreich übernommen werden. Aktuell wird die Datenbank im Rahmen der Versorgung von Kriegsverletzten aus der Ukraine eingesetzt, wie es hieß.

Das bis Ende 2027 angelegte Projekt „Bridge“ hat nach Angaben des UKM ein Gesamtvolumen von rund zwei Millionen Euro und wird durch das EU-Förderprogramm Interreg und das NRW-Wissenschaftsministerium mit knapp 1,5 Millionen Euro bezuschusst.