Evangelische Pfadfinder schließen AfD-Mitglieder aus

Die evangelischen Pfadfinder haben die Unvereinbarkeit einer Mitgliedschaft in der AfD und in ihrem Verband beschlossen. Dies entschied die 55. Bundesversammlung des „Verbands Christlicher Pfadfinder*innen (VCP)“, die am Sonntag auf der unterfränkischen Burg Rieneck im Spessart zu Ende ging. Zudem forderten die Delegierten von staatlichen und kirchlichen Stellen mehr Geld für die Jugendarbeit, wie der VCP in Kassel mitteilte. Des Weiteren will der Verband pädagogisches Material für die Kinderarbeit auf sexistische und rassistische Einstellungen hin überprüfen und überarbeiten.

Die Unvereinbarkeit mit der AfD sei unter dem Titel „VCP – Gegen Hass und Hetze“ mit großer Mehrheit beschlossen worden, sagte der Generalsekretär des VCP, Till Strang, dem Evangelischen Pressedienst (epd). Die Unvereinbarkeit bezieht sich den Angaben zufolge auch auf die Parlamentsfraktionen der AfD, die Jugendorganisation „Junge Alternative für Deutschland“, die Hochschulorganisation Campus Alternative sowie die Desiderius-Erasmus-Stiftung. Die pädagogischen Ziele des VCP und seine christlichen Werte stünden jenen der AfD „diametral gegenüber“.

In dem daneben einstimmig verabschiedeten Positionspapier unter dem Titel „Jugendarbeit – jetzt erst recht“ heißt es, dass angesichts „wachsender Bedrohung durch Rechtsextremismus und demokratiefeindliche Ideologien“ eine verstärkte staatliche Förderung der Jugendarbeit unerlässlich sei. Der VCP fordere die Politik und die Kirchen auf, mehr Geld für die Jugendarbeit bereitzustellen und eine frühzeitig einsetzende Präventionsarbeit zu fördern.

Zudem sei es notwendig, die Zusammenarbeit zwischen staatlichen Stellen, kirchlichen sowie zivilgesellschaftlichen Organisationen und Schulen zu intensivieren, heißt es in dem Papier. Nur gemeinsam könne es gelingen, Jugendliche vor extremistischen Ideologien zu schützen und dauerhaft eine demokratische Gesellschaft zu erhalten.

Schließlich soll das pädagogische Material für die Kinderstufe nach einer Diskussion der Bundesversammlung überarbeitet werden. Die aktuelle „Spielidee“ beruhe auf der Geschichte des Dschungelbuches. Rudyard Kipling, der Autor des 1894 erschienenen Werkes „Das Dschungelbuch“, habe „sexistische, rassistische und imperialistische Einstellungen“ vertreten, die sich in seinen Werken widerspiegelten. Der VCP wolle bis zur Bundesversammlung 2028 Möglichkeiten einer neuen „Spielidee“ entwickeln.

Im vergangenen Jahr hatte die Bundesversammlung beschlossen, das Thema sexualisierte Gewalt in ihrem Verband wissenschaftlich aufarbeiten zu lassen. Dieser Prozess dauere voraussichtlich noch zwei Jahren an, sagte Generalsekretär Strang. Das nächste Bundeslager mit voraussichtlich 4.000 Teilnehmenden solle 2026 in Wolfsburg-Almke stattfinden.

Im VCP mit Sitz in Kassel sind bundesweit rund 20.000 junge Menschen aktiv, rund 5.000 engagieren sich als ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Ziel der Pfadfinderschaft ist die Erziehung zu Toleranz und Demokratiefähigkeit, der Schutz von Natur und Umwelt, die Orientierung am Evangelium, Internationalität sowie der Spaß am Abenteuer.