Evangelische Kirchen verlieren Mitglieder

Auch die Kirchen im Norden schrumpfen weiter. Doch der Abwärtstrend ist nicht mehr so stark wie im Jahr zuvor. Das hat seine Gründe.

Besucher in einem Gottesdienst (Symbolbild)
Besucher in einem Gottesdienst (Symbolbild)Jens Schlüter / epd

Schwerin/Hannover. Die Mitgliederzahl der evangelischen Kirche geht weiter zurück. Ende 2015 gehörten bundesweit rund 22,3 Millionen Menschen den evangelischen Landeskirchen an, wie die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) mitteilt. Das sind rund 360.000 weniger Menschen als im Jahr zuvor. Ausgetreten sind nach Angaben der EKD rund 210.000 Menschen. Die Zahl der Austritte war 2014 besonders hoch gewesen, was Kirchenvertreter unter anderem auf die Änderungen der Finanzämter bei der Einziehung der Kapitalertragssteuer zurückgeführt hatten.
Die Nordkirche zählt weiterhin mehr als 2,1 Millionen Mitglieder. Zum 31. Dezember 2015 sind es laut Statistik 2.103.379 gewesen. Ein Jahr zuvor waren es noch 2.146.270. Diese Zahl sei damit um rund zwei Prozent gesunken. 2014 betrug der Rückgang 2,16 Prozent (47.481). Wichtigster Faktor bei der Entwicklung der Kirchenmitgliederzahl sei der demographische Wandel, sagte Kirchensprecher Pastor Stefan Döbler.
Einen deutlichen Rückgang verzeichnet die Nordkirche bei den Kirchenaustritten. Ihre Zahl sank 2015 um knapp ein Viertel (24,3 Prozent) gegenüber dem Vorjahr. Demnach traten 27.972 Menschen aus der Kirche aus, 2014 waren es noch 36.930.

Ehrenamtliches Engagement gestiegen

Zugleich verzeichnete die Nordkirche einen permanenten Zuwachs an Ehrenamtlichen. 2015 waren den Angaben zufolge 84.466 Menschen ehrenamtlich in der Nordkirche engagiert – 1.252 mehr als im Vorjahr. "Wachsendes ehrenamtliches Engagement ist Ausdruck eines stärkeren Zugehörigkeitsgefühls", sagte Kristin Junga, Leiterin der Arbeitsstelle Ehrenamt der Nordkirche. Menschen seien heute weniger selbstverständlich als noch vor 15 Jahren Mitglied.
Die Bilanz für die hannoversche Landeskirche für das Jahr 2015 in Sachen Finanzen und Mitglieder ist gemischt. Während die Zahl der Kirchenmitglieder der größten evangelischen Landeskirche in Deutschland erneut gesunken ist, stiegen die Erträge aus den Kirchensteuern mit 546,6 Millionen Euro um zwei Prozent gegenüber dem Vorjahr, teilt die Landeskirche in Hannover mit. Außerdem wurden weniger Kirchenaustritte verzeichnet, die Zahl der Eintritte ist leicht gestiegen.

Freude über mehr Eintritte

Die Gesamtzahl aller Kirchenmitglieder ging um knapp 38.000 Menschen auf 2,67 Millionen zurück, hieß es. Das entspreche 1,4 Prozent im Vergleich zu 2014 mit 2,71 Millionen. Im vergangenen Jahr hätten 24.486 Menschen die Landeskirche verlassen, 2014 waren es 29.546. Das seien 23,8 Prozent weniger gewesen.
Die Präsidentin des Landeskirchenamtes, Stephanie Springer, sagte, sie freue sich über die höhere Zahl der Eintritte. Gleichzeitig mache die hohe Zahl der Kirchenaustritte aber deutlich, dass die Kirche viele Menschen nicht erreichen oder überzeugen könne. "Wir arbeiten leidenschaftlich daran, deutlich zu machen, wofür wir als Kirche stehen. Wir setzen uns ein für Schwache und Hilfsbedürftige, für Gerechtigkeit, Frieden und Versöhnung."
Die oldenburgische Kirche verzeichnete einen leichten Rückgang der Mitglieder um 4.800 und hat jetzt  mehr als 423.000 Mitglieder. Die Zahl der Austritte sank um mehr als 24 Prozent auf rund 3.800. Die oldenburgische Kirche hob hervor, dass die Zahl der Taufen mit 3.641 und die der Kircheneintritte mit 557 zusammengerechnet die der Austritte übersteige.
Damit zählt die oldenburgische Kirche den Angaben zufolge im bundesweiten Vergleich zu den evangelischen Kirchen mit den stabilsten Mitgliederzahlen. Dies sei eine tragfähige Basis für die kirchliche Arbeit, bilanziert Oberkirchenrätin Annette-Christine Lenk. "Viele ehrenamtliche und hauptamtliche Männer und Frauen engagieren sich sehr in den Kirchengemeinden und in sozialen Projekten", sagt sie. "Durch ihren Einsatz werden Beziehungen zur Kirche gestärkt und belebt." Damit werde die Kirche für viele Menschen in einer weithin säkularen Gesellschaft sichtbar. (epd)