Evangelische Kirche will Kurschus-Rücktritt aufarbeiten

Die Leitung der westfälischen Landeskirche kündigt an, eine externe Untersuchung in Auftrag zu geben. Annette Kurschus signalisiert per Mitteilung ihre Zustimmung.

Annette Kurschus begrüßt die Untersuchung
Annette Kurschus begrüßt die Untersuchungepd-bild / Detlef Heese

Zwei Monate nach dem Rücktritt der Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Annette Kurschus, will die westfälische Landeskirche die Hintergründe klären. Die Kirchenleitung hat eine externe Untersuchung des Siegener Verdachtsfalls auf sexualisierte Gewalt beschlossen, der zu Kurschus‘ Rücktritt führte. Das teilte die Evangelische Kirche von Westfalen (EKvW) in Bielefeld mit.

Demnach soll zum einen eine Kanzlei die rechtlichen Aspekte des Vorgangs untersuchen, soweit sie über die staatsanwaltlichen Ermittlungen hinausgehen. In den Blick genommen würden etwa das Kirchengesetz zum Schutz vor sexualisierter Gewalt sowie disziplinar- und arbeitsrechtliche Fragen.

Kurschus wies Darstellung zurück

Zum anderen soll der Fall von Sozial- und Kommunikationswissenschaftlern aufgearbeitet werden. Dafür sollten Institute und Wissenschaftler beauftragt werden, die auch an der bundesweiten Missbrauchsstudie für die EKD beteiligt sind, die am kommenden Donnerstag in Hannover vorgestellt wird.

Kurschus war am 20. November als EKD-Ratsvorsitzende und als Präses der westfälischen Landeskirche zurückgetreten. Ihr wird vorgeworfen, als Gemeindepfarrerin in Siegen schon Ende der 1990er Jahre über Vorwürfe sexuellen Fehlverhaltens gegen einen Kirchenmitarbeiter informiert gewesen zu sein, diese aber nicht gemeldet zu haben. Kurschus wies die Darstellung zurück, legte aber mit Hinweis auf die öffentliche Debatte ihre Ämter nieder.

Landeskirche will Auftrag ausschreiben

Mit dem Auftrag zur unabhängigen Aufarbeitung untermauere die westfälische Kirchenleitung ihren festen Willen, alle Aspekte des Siegener Falles lückenlos zu erkennen und aufzudecken, hieß es. Das Vorhaben finde auch die Zustimmung von Kurschus. „Ich begrüße die Beschlussfassung der Kirchenleitung der EKvW, unabhängig, extern und mit fachlicher Expertise alle Vorgänge um die Fälle sexualisierter Gewalt im Kirchenkreis Siegen und die damit verbundenen Prozesse sowie die daraus resultierenden Folgen umfassend aufzuarbeiten“, erklärte sie laut Mitteilung. „Das entspricht dem von mir auch schon als Präses formulierten Anliegen und Anspruch auf umfängliche unabhängige Aufklärung.“

Die Ausschreibung für den Untersuchungsauftrag soll der Landeskirche zufolge zeitnah erfolgen. Die Arbeit an der Aufarbeitungsstudie solle dann schnellstmöglich beginnen. Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft in dem Fall dauerten indes noch an.