Evangelische Akademie Villigst lädt Taliban-Vertreter aus
Die Akademie Villigst bietet mit ihren Afghanistan-Tagungen bereits seit 1984 eine Plattform für Dialog, Begegnung und Diskussion. Nun gibt es Ärger wegen eines Gesprächspartners der Taliban.
Die Evangelische Akademie Villigst in Schwerte hat für eine geplante Afghanistan-Tagung Anfang Dezember eine Veranstaltung mit einem Gesprächspartner aus den Reihen der Taliban abgesagt. Die Einladung an einen Vertreter der in Afghanistan regierenden Taliban war vor Monaten ausgesprochen worden, wie es in einer veröffentlichten Erklärung der Akademie und der Evangelischen Kirche von Westfalen heißt. „Mit Blick auf die augenblickliche Situation lässt sich jedoch bedauerlicherweise kein angemessenes Forum für ein offenes und kritisches Gespräch schaffen.“
Noch bis Montagmittag war ein lediglich als „N.N.“ aufgeführter Gesprächspartner der Taliban online im Veranstaltungsablauf der Akademie Villigst zu finden gewesen. Die damalige Einladung an einen Talibanvertreter habe klare Vorgaben zu den Erwartungen seitens der Akademie für ein offenes und kritisches Gespräch enthalten, erklärte die evangelische Bildungseinrichtung. Sie verwies auf die langjährige Tradition der Villigster Afghanistan-Tagungen, die seit 1984 eine Plattform für Dialog, Begegnung und Diskussion böten.
„Wir distanzieren uns von der Rede des Taliban-Vertreters, Abdul Bari Omar“
Der Schirmherr der Afghanistan-Tagungen, Christoph Zöpel erklärte, nach dem tragischen Scheitern der westlichen Afghanistan-Politik seien Gespräche zwischen „Afghanen, und damit auch mit Vertretern der Taliban, in Deutschland eine der ganz wenigen deutschen Möglichkeiten, auf eine menschenwürdige Entwicklung in Afghanistan hinzuwirken“. Die Teilnahme von Vertretern der Taliban würde dabei nur in Abstimmung mit den zuständigen Bundesbehörden erfolgen, um Verstöße von Taliban gegen das Strafrecht in Deutschland auszuschließen.
Die Akademie wies einen möglichen Zusammenhang mit einem Redner aus den Reihen der Taliban in einer Kölner Moschee zurück. „Wir distanzieren uns mit Nachdruck von der Rede des Taliban-Vertreters, Abdul Bari Omar, am 16. November 2023 in der Ditib-Moschee in Köln-Chorweiler.“ Die Verantwortlichen für die Villigster Tagung hätten zu keinem Zeitpunkt mit den Verantwortlichen der Kölner Veranstaltung in Kontakt gestanden und auch im Vorfeld keinerlei Kenntnis davon gehabt.
Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) hatte den Auftritt eines Taliban-Vertreters in der Kölner Moschee in am Wochenende deutlich kritisiert. „Niemand darf radikalen Islamisten in Deutschland eine Bühne bieten“, erklärte sie am Samstag im Netzwerk X, vormals Twitter. Der Auftritt sei vollkommen inakzeptabel und zu verurteilen. Der Vorstand von Ditib in Köln-Chorweiler hatte sich von der Veranstaltung distanziert.