EU-Agentur besorgt über Entwicklung auf dem Heroin-Markt

Die Zerschlagung der Opium-Produktion in Afghanistan durch die Taliban könnte nach Einschätzung der EU das Angebot von Heroin in Europa deutlich verknappen. Die Marktlücken könnten aber durch starke synthetische Opioide oder Stimulanzien gefüllt werden, heißt es in einem am Mittwoch veröffentlichten Bericht der Europäischen Drogen-Agentur in Lissabon. Die Entwicklung hätte erhebliche negative Auswirkungen auf die öffentliche Gesundheit und Sicherheit.

Noch gebe es keine Anzeichen für eine Heroinknappheit in Europa, hieß es. Praktisch das gesamte hier konsumierte Heroin stammt aus Afghanistan, wo die herrschenden Taliban im April 2022 einen Bann für den Anbau von Schlafmohn und für die Opium-Produktion verhängten. Laut UN-Daten, die der Bericht zitiert, gingen Mohnanbau und Opiumherstellung in Afghanistan 2023 um rund 95 Prozent zurück – von 233.000 Hektar Anbaufläche auf 10.800 Hektar und von 6.200 Tonnen Rohopium auf 333 Tonnen.

Auf dem Heroin-Markt der EU werden nach Schätzungen der Agentur jährlich mindestens 5,2 Milliarden Euro umgesetzt. 2021 wurden 9,5 Tonnen beschlagnahmt – die größte Menge seit 20 Jahren. Für drei Viertel der mehr als 6.000 Drogentoten im Jahr 2021 war dem Bericht zufolge Heroin verantwortlich.

Der europäische Opioid-Markt entwickelt sich den Angaben nach zunehmend komplex und schließt inzwischen Medikamente und hochpotente synthetische Drogen ein. Neben Methadon, Buprenorphin und Fentanyl treten in den vergangenen Jahren vermehrt auch Nitazene in Augenschein. Das zu dieser Gruppe gehörende Isotonitazen wirkt etwa 100-fach stärker als Fentanyl, das als starkes Schmerzmittel eingesetzt wird – und seinerseits um ein Vielfaches stärker ist als Morphin.