Ethikrat fordert gerechte Lastenverteilung beim Klimaschutz

Die Erderwärmung hat weltweit drastische Folgen. Besonders betroffen sind ärmere Länder und künftige Generationen. Eine Studie sieht zwar unterschiedliche Verantwortungen, fordert aber alle zum raschen Handeln auf.

Lasten und Pflichten bei der Bewältigung des Klimawandels sollten nach Ansicht des Deutschen Ethikrats gerechter verteilt werden. In einer am Mittwoch in Berlin vorgestellten Stellungnahme unterscheidet das Gremium zwischen der Verantwortung des Einzelnen, der Politik, der Unternehmen und der internationalen Gremien.

Nach den Worten der Vorsitzenden des Ethikrats, Alena Buyx, sind aber alle gefragt, um „neue Perspektiven für ein gutes Leben in einer nachhaltigen und klimaneutralen Gesellschaft ohne weiteres Wachstum von Konsum und Ressourcenverbrauch zu entwerfen“. Ziel sei es, dass „möglichst alle Menschen jetzt und in Zukunft die Mindestvoraussetzungen für ein gutes und gelingendes Leben erreichen können.“

Der Rat forderte die Politik zu umgehendem Handeln auf. Ein Zögern sei ethisch unverantwortlich. Von der deutschen Politik verlangt er eine raschere, effektivere und gerechtere Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen. Notwendig sei ein politisches Gesamtkonzept, das etwa den Abbau klimaschädlicher Subventionen oder Anreize für klimafreundliches Handeln umfasse.

Die katholische Moraltheologin Kerstin Schlögl-Flierl betonte die unterschiedliche Verantwortung innerhalb von Gesellschaften, unter den Staaten aber auch unter den Generationen. So seien etwa die hauptsächlichen Verursacher im globalen Norden zu finden, während Menschen im globalen Süden besonders unter den Folgen des Klimawandels litten. Zugleich seien junge Menschen und künftige Generationen von den drastischen Folgen betroffen, ohne dies jetzt beeinflussen zu können. Laut Expertise sollen die Bedürfnisse ärmerer Länder, die am stärksten vom Klimawandel belastet sind, vorrangig berücksichtigt werden.

Der Karlsruher Physiker Armin Grunwald hob die Verantwortung des Einzelnen hervor, betonte aber, dass von ihm kein „moralisches Heldentum“ verlangt werden könne. So sei es unangemessen, die Bewältigung des Klimawandels allein von einzelnen Personen zu erwarten, etwa durch ihr Konsum- oder Mobilitätsverhalten. Die Politik müsse die gesellschaftlichen Verhältnisse und rechtlichen Rahmenbedingungen so gestalten, dass emissionsärmeres Verhalten ohne unzumutbare persönliche oder unternehmerische Belastungen möglich sei.

In Anbetracht der außerordentlich schwerwiegenden Folgen einer ungebremsten globalen Erderwärmung wäre es aber geradezu unverantwortlich, „erst aktiv zu werden, wenn andere nachziehen“, sagte Grundwald. Buyx verlangte eine offene, kontroverse und lösungsorientierte Debatte, die auch klar die Kosten benenne. Die gerechte Verteilung der Pflichten und Lasten müsse demokratisch ausgehandelt werden. Politik und Medien komme dabei eine zentrale Rolle zu.