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Ethiker Dabrock warnt vor moralischer Überfrachtung des Sports

Vor zu großer Hoffnung, dass der Sport eine Brücke zwischen verfeindeten Staaten sein könne, warnt der Ethiker Peter Dabrock. Gleichwohl dürfe man „kulturpessimistischen Abgesängen“ nicht zustimmen, denn Sport sei noch immer eine der wenigen Möglichkeiten zur „Weltverbesserung durch Menschenverbesserung“, sagte der Theologe von der Universität Erlangen beim siebten Sportethischen Fachtag der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) in der Evangelischen Akademie in Frankfurt am Main mit dem Titel „Sport in Zeiten von Krieg und Frieden“.

Der durch Weltverbände organisierte Spitzensport könne niemals nur Sport und unpolitisch sein, sagte der frühere Vorsitzende des Deutschen Ethikverbandes. Deutlich machte er dies unter anderem am Beispiel der beiden Fechterinnen Olga Charlan und Anna Smirnowa. Die Ukrainerin Charlan hatte nach einem Sieg 2023 der Russin Smirnowa den Handschlag verweigert, der damals noch zum Regelwerk des Fechtsports gehörte. Charlan war daraufhin von weiteren Wettkämpfen ausgeschlossen worden. Angesichts des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine sorgte dies für große öffentliche Empörung.

Kurz darauf änderte der Welt-Fechtverband die Regel, dass der Handschlag verpflichtend sei und hob die Disqualifizierung von Charlan auf. Die Szene mache die vielfältigen Verflechtungen zwischen Sport, Politik, Wirtschaft und Medien deutlich, sagte Darbrock.

Sportprojekte könnten durchaus Teamgeist, Regelbefolgung, Kanalisierung von Gewalt durch fairen Wettbewerb sowie Respekt wecken und damit friedensförderlich sein. Bevor man sich zu große Hoffnungen mache, was der Sport zwischen Staaten und Kontrahenten bewirken kann, solle man allerdings „moralische Luft rauslassen“ und bescheiden schauen, „welche Hoffnungspflänzchen doch noch nicht gänzlich verdorrt sind“.

Die Juristin Patricia Wiater von der Universität Erlangen verwies auf die Olympische Charta, die das Friedensgebot enthalte und sich zum Schutz der Menschenrechte bekenne. „Eine Gleichgültigkeit des Sports gegenüber Konflikten unter dem Deckmantel der Neutralität schließt dies aus“, sagte die Professorin für Öffentliches Rechts, Völkerrecht und Menschenrechte.

Das Internationales Olympische Komitee und internationale Verbände müssten allerdings klare Richtlinien entwickeln, welche Arten von Konflikten zum Ausschluss oder zur Suspendierung von Teams und Athletinnen führen sollen. Ansonsten stehe angesichts von weltweit 120 bewaffneten Konflikten der Vorwurf von Doppelstandards und Doppelmoral im Raum.