Erzbischof Heße: Kirchenasyl wird auch künftig gebraucht

Der katholische Erzbischof Stefan Heße (Hamburg) hat nach eigenen Worten „mit größter Besorgnis“ die am Mittwoch (20. Dezember) versuchte Abschiebung von zwei jungen Afghanen aus einem Kirchenasyl in Schwerin wahrgenommen. Es sei erschreckend, dass die staatlichen Stellen das Kirchenasyl zu brechen versucht hätten „und die betroffene Familie der Gefahr einer erneuten Traumatisierung ausgesetzt haben“, teilte Heße am Donnerstag in Hamburg mit. Heße ist auch Sonderbeauftragter für Flüchtlingsfragen der katholischen Deutschen Bischofskonferenz.

Das Kirchenasyl werde auch künftig gebraucht, um humanitäre Härten abzuwenden, sagte Heße. Deshalb sei es wichtig, dass die Behörden die Tradition des Kirchenasyls respektieren. „Bisher gab es hierfür verlässliche Verfahren, von denen ich hoffe, dass sie auch zukünftig praktiziert werden.“

Als Sonderbeauftragter für Flüchtlingsfragen hatte Heße den Angaben zufolge im Juni 2023 gemeinsam mit dem Flüchtlingsbischof der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Christian Stäblein, die evangelische Petrusgemeinde Schwerin besucht und ihre Flüchtlingsarbeit kennengelernt. „Das große Engagement für die Anliegen schutzsuchender Menschen in der Gemeinde hat mich sehr beeindruckt“, sagte Heße.

Durch Kirchenasyl werde Menschen, denen im Falle einer Abschiebung humanitäre Härten drohen, Schutz, Unterkunft und Aufenthalt gegeben. Die Kirchengemeinden ließen sich vor Gewährung eines Kirchenasyls umfassend beraten und nähmen eine gewissenhafte Prüfung vor.

Das Kirchenasyl biete die Möglichkeit, im Rahmen des Asylverfahrens auf besondere Härtefälle hinzuweisen. Ziel des Kirchenasyls sei es, in Kooperation mit den staatlichen Stellen zu einer Überprüfung und Neubewertung des konkreten Einzelfalles zu kommen.

Die Polizei in Schwerin hatte wegen eines Amtshilfegesuchs der Kieler Ausländerbehörde am Mittwoch ein bestehendes Kirchenasyl in der Petrusgemeinde in Schwerin gebrochen, um zwei erwachsene Söhne einer sechsköpfigen afghanischen Familie nach Spanien abzuschieben. Die Abschiebung scheiterte, weil sowohl die Mutter als auch einer der Söhne sich in einem psychischen Ausnahmezustand befanden. Bis auf die Mutter, die sich noch in einer Klinik befindet, hält sich die Familie weiter im Kirchenasyl der Gemeinde auf.