Erös: Wir haben in Afghanistan keine Probleme

Mit seiner Hilfsorganisation ist der einstige Bundeswehrarzt Reinhard Erös auch nach dem Abzug der internationalen Truppen in Afghanistan geblieben. Wie er die Situation einschätzt.

Die Kinderhilfe Afghanistan aus Mintraching im Landkreis Regensburg ist nach wie vor im Osten des zentralasiatischen Landes im Einsatz. Auch nach dem Abzug der internationalen Truppen war die Initiative geblieben: „Weil wir dort seit 40 Jahren arbeiten und wir keine Probleme haben“, sagte der Gründer der Kinderhilfe, der frühere Bundeswehrarzt Reinhard Erös, der „Mittelbayerischen Zeitung“ (Donnerstag). Man habe nie mit westlichen Truppen zusammengearbeitet, schon gar nicht mit Amerikanern, weil die in Afghanistan verhasst seien. Die Taliban wüssten: „Der Erös nimmt kein staatliches Geld an. Wir finanzieren unsere Projekte ausschließlich mit privaten Spenden.“

Derzeit unterstützen rund 25.000 Bürger aus Deutschland, aber auch aus Österreich, der Schweiz und aus skandinavischen Ländern seine Initiative, erklärte Erös. Das Geld kommt den Angaben zufolge schulischen und medizinischen Projekten für Frauen und Kinder zugute. Derzeit ist es demnach Mädchen nur erlaubt, bis zur 7. Klasse zur Schule zu gehen. Das Problem sei, dass es auf lange Sicht nicht mehr genug Ärztinnen geben werde, so Erös. „Den Taliban muss klar sein, dass ihre Frauen dann von Männern behandelt werden müssten, sich also eventuell – je nach Behandlung – auch vor ihnen entkleiden und von ihnen berühren lassen müssten.“

Für Väter, Ehemänner oder Brüder sei dies unvorstellbar, erläuterte Erös. Deshalb müsse das Verbot für Frauen, Abitur zu machen und zu studieren, fallen. Viele Minister in Kabul und 90 Prozent der Bevölkerung wollten das auch. Aktuell sehe sich sein Verein indes mit einer dramatisch schlechten Ernährungslage im Land konfrontiert. Obwohl die Taliban es verboten hätten, seien die Lebensmittelpreise in den Basaren gestiegen, zum Teil sogar ums Doppelte. Deshalb böte seine Initiative momentan jeden Tag für bis zu 500 Leute gekochte Speisen an. Versorgt würden vor allem Witwen, Mütter, Waisen und Behinderte.