Erneut Bischof in Nicaragua im Visier der Sicherheitskräfte

Die sandinistische Regierung in Nicaragua lässt laut Medienberichten einen katholischen Bischof überwachen. Der Fall ähnelt anderen vergleichbaren in jüngerer Vergangenheit.

In Nicaragua haben Sicherheitskräfte offenbar den Platz gegenüber der Kathedrale von Leon umstellt. Die Polizei könne damit 24 Stunden lang verfolgen, mit wem sich Bischof Rene Sandigo (59) trifft und welche Schritte er unternimmt, berichtet das regierungskritische Portal “La Prensa” (Montag Ortszeit) unter Berufung auf eine Aktivistin.

Die Maßnahme komme überraschend, da Sandigo als der Bischof in der Nicaraguanischen Bischofskonferenz mit dem besten Draht zur Regierung gelte, hieß es. Sie erfolge offenbar als Reaktion auf die vorangegangene Flucht des Vikars von Leon, Aurelio Lopez, der das Land ins Exil verließ.

Vor wenigen Tagen machte Vizepräsidentin Rosario Murillo zudem die katholische Kirche für den Ausbruch der Sozialproteste im April 2018 verantwortlich. Damals gingen Studenten zunächst gegen eine mutmaßlich von der Linksregierung geduldete oder gar initiierte Brandrodung in einem Naturschutzgebiet auf die Straßen. Schnell weiteten sich die Proteste landesweit aus.

Das Regime von Präsident Daniel Ortega schlug die Demonstrationen mit brutaler Gewalt nieder. Pfarrer und Bischöfe öffneten ihre Kirchen, damit die Demonstrierenden Schutz vor den Polizeikugeln finden konnten. Seitdem ist das Verhältnis zwischen Staat und Kirche stark angespannt. Die Sandinisten warfen der Kirche Anstachelung zu Terrorismus vor. Viele Kirchenvertreter wurden in der Folgezeit verhaftet oder gingen freiwillig ins Exil.

Vor allem der Fall Rolando Alvarez sorgte international für Aufsehen: Im August 2022 wurde der regierungskritische Bischof verhaftet, nachdem seine Wohnung mehrere Tage von Polizisten belagert worden war und er Gottesdienste nur noch über Internet und Radio hatte feiern können.

Im Februar 2023 verurteilte ein Gericht Alvarez in einem Schnellverfahren wegen Ungehorsams und Untergrabung der nationalen Integrität zu 26 Jahren Haft. Die Behörden entzogen ihm die Staatsbürgerschaft. Alvarez weigerte sich danach, mit 222 weiteren politischen Gefangenen in die USA abgeschoben zu werden. Erst im Januar stimmte er der Ausbürgerung zu, nachdem er in der Haft deutlich an Gewicht verloren hatte.