EKD-Präses: Waffenlieferungen an Ukraine gerechtfertigt

Frieden ist ein Kernthema der Kirchen. Mit Blick auf den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine befinde man sich daher in einem Dilemma, sagt die EKD-Präses Heinrich.

EKD-Präses Anna-Nicole Heinrich
EKD-Präses Anna-Nicole HeinrichJens Schulze / epd

Köln. Die Präses der Synode der EKD, Anna-Nicole Heinrich, hält Waffenlieferungen an die Ukraine für gerechtfertigt. Das Selbstverteidigungsrecht der Ukraine sei unbestritten, sagte Heinrich im Interview der Woche im Deutschlandfunk. Gerade ihrer Generation falle es schwer, in Worte zu fassen, was derzeit in der Ukraine passiere. Auch die christliche Friedensethik stehe nun vor Diskussionen.

Zum ökumenischen Dialog zwischen EKD und der Russischen Orthodoxen Kirche sagte Heinrich: „Nein, wir brechen Gespräche zur Ukrainischen Orthodoxen Kirche des Moskauer Patriarchats und auch zur Russischen Orthodoxen Kirche nicht ab.“ Der Moskauer Patriarch Kyrill I. hatte sich hinter Russlands Präsident Wladimir Putin gestellt und den Krieg als Verteidigung „traditioneller christlicher Werte“ befürwortet. Zuletzt waren Forderungen laut geworden, die Russisch Orthodoxe Kirche aus dem Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK) auszuschließen.

„Keine perfekte Antwort“

Zur Debatte um eine Neugestaltung der evangelischen Friedensethik als Reaktion auf den russischen Angriffskrieg in der Ukraine sagte Heinrich: „Wir hatten ja bis jetzt auch keine perfekte Antwort, sondern es ist immer eine Spannungsbeschreibung. Und ich glaube, genau darin liegt ja auch der Wert einer christlichen Reflexion von solchen Situationen, dass wir nicht die perfekte Antwort liefern, sondern eher dabei helfen, in aller Spannung irgendwie handlungsfähig zu bleiben.“


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Zu den sinkenden Mitgliederzahlen der Kirchen erklärte die Synoden-Präses, sie habe die Hoffnung, dass die Kirchen nicht auf dem Weg in die Nische der Gesellschaft seien. Es sei wichtig, klar zu benennen, dass Kirchenmitgliedschaft einen Mehrwert habe. Die evangelische Kirche müsse sich die Frage stellen, wie Menschen an der Kirche teilhaben könnten, ohne zwingend Mitglied zu sein. Auch in anderen Institutionen seien feste Bindung nicht mehr zeitgemäß.

Mit Blick auf die Corona-Pandemie lobte Heinrich die „riesige Leistung“ der Kirche und vor allem auch der Diakonie während dieser Krisenzeit. Diese hätten professionell auf die Situation reagiert, auf „die wir auch nicht vorbereitet waren“. Heinrich: „Ich glaube, das hat vor allem still stattgefunden.“

Nicht mehr Taktgeber beim Klima

Zum Klimawandel sagte Heinrich, kirchliche Akteure hätten in den 1970er und 80er Jahren die Debatte maßgeblich mit angestoßen. „Aktuell sind wir als Kirche nicht mehr Teil der Spitze dieser Gesamtbewegung.“ Dies sei aber auch nicht schlimm, denn es gebe starke Akteurinnen und Akteure, „die diese Rolle jetzt ausfüllen, und wir als Kirche haben jetzt die Chance, eine neue Rolle zu finden.“ (epd)