Eine neue „Stimme des Ostens“

Äußerst knapp hat der Rostocker Ökumene-Pastor die Wahl für sich entschieden. Jetzt will er zum Zusammenwachsen von Mecklenburg und Vorpommern beitragen.

Daniel Vogel / epd

Greifswald. Der Mecklenburger Ökumene-Pastor Tilman Jeremias ist neuer Bischof im Sprengel  Mecklenburg und Pommern. Der 52-Jährige hat im ersten Wahlgang exakt die erforderlichen 79 Stimmen der Synode der Nordkirche erhalten. Sein Mitbewerber, der Dresdner Superintendent Christian Behr (58), bekam 64 Stimmen. 150 der 156 Synodalen nahmen an der Abstimmung im Greifswalder Dom teil. Sieben enthielten sich.
Die Wahl sei ein "großer Vertrauensvorschuss" der Synodalen, sagt Jeremias unmittelbar nach seiner Wahl. Als Bischof wolle er zum weiteren Zusammenwachsen der beiden Landesteile Mecklenburg und Vorpommern beitragen, gleichzeitig die "Stimme des Ostens" innerhalb der Nordkirche sein. Mit Blick auf anstehende Strukturveränderungen sagte Jeremias, er wolle Ansprechpartner für alle kirchlichen Mitarbeiter sein, "die tragen und ertragen müssen, was auf uns zukommt in den nächsten Jahren".

Nicht der Nabel der Welt

Er freue sich, gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin ab Herbst in Greifswald eine neue Heimat zu finden. Gleichzeitig wisse er, dass er für einen großen Sprengel zuständig und deshalb viel unterwegs sein werde. "Greifswald ist schön, es ist aber nicht der Nabel der Welt." Sein künftiges Amt biete Möglichkeiten, "mit allen gemeinsam auf dem Weg zu sein und Kirche zu gestalten".
Jeremias ist Nachfolger der beiden Bischöfe Hans-Jürgen Abromeit (Greifswald) und Andreas von Maltzahn (Schwerin). Die Reduzierung der Bischofssitze war bei Gründung der Nordkirche 2012 festgelegt worden. Bischofssitz ist Greifswald, Predigtstelle des künftigen Bischofs ist der Greifswalder Dom. Dort wird Jeremias auch am 31. Oktober in sein Amt eingeführt.

Auch Katholiken gratulieren

Landesbischof Gerhard Ulrich sagte, das knappe Wahlergebnis zeige, dass die Synodalen die Wahl zwischen zwei guten Kandidaten gehabt hätten. An Jeremias schätze er besonders seine "geistlich-fundierte pastorale Weise, mit der er auf Menschen zugeht". Wichtig sei zudem Jeremias‘ "ökumenische Weite". Ulrich: "Wir werden künftig nur Kirche sein, wenn wir ökumenische Kirche sind. Sonst werden wir gar nicht Kirche sein."
Der katholische Erzbischof Stefan Heße verwies auf die wachsende ökumenische Verbundenheit. Er sei dankbar für den Austausch im Kreis der Bischöfin und der Bischöfe. "Wir brauchen das theologische Gespräch, die geistliche Vertiefung."
Als zuständige Ministerin für Kirchenangelegenheiten betonte Justizminiserin Katy Hoffmeister (CDU), dass sich die Nordkirche mit Jeremias neuen, zeitgemäßen Herausforderungen stelle. Die Arbeit der vielen Ehrenamtlichen in der Kirche sei in MV ein wichtiger Anker des gemeinschaftlichen Lebens. "Der neue Bischof ist ihre Stimme und wird ihre Arbeit zu würdigen wissen."

Aufgewachsen in Bayern

Tilman Jeremias wurde in Mainz geboren und wuchs in Gröbenzell bei München auf. Nach einem Jahr in einer Tagesstätte für psychisch kranke Kinder studierte er Theologie in München, Tübingen, Jerusalem und Leipzig. 1995 übernahm er die Pfarrstelle in Schwaan bei Rostock. 2001 und 2002 gehörte er zu den Sprechern des "Worts zum Sonntag". 2003 wechselte Jeremias in die Innenstadtgemeinde Rostock. Seit 2016 ist er Pastor für Mission und Ökumene. Jeremias ist geschieden und hat drei Kinder.
Die Bischöfe Abromeit und von Maltzahn haben während ihrer Amtszeit in der Nordkirche den Sprengel Mecklenburg und Pommern gemeinsam geleitet. Bischof von Maltzahn wird im Mai 2019 aus dem Amt ausscheiden und wird Studienleiter im Pastoralkolleg Ratzeburg. Abromeit scheidet im September 2019 mit 65 Jahren aus dem Amt und tritt einige Monate später in den Ruhestand. Die Nordkirche hat rund zwei Millionen Gemeindeglieder und umfasst die Bundesländer Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein und Hamburg. (epd)